% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 30. Dezember 2000 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 22: Das R"atsel} \markright{KHM 22: Das R"atsel} Es war einmal ein K"onigssohn, der bekam Lust, in der %S.145 Welt umherzuziehen, und nahm niemand mit als einen %S.145 treuen Diener. Eines Tags geriet er in einen gro"sen %S.145 Wald, und als der Abend kam, konnte er keine Herberge %S.145 finden und wu"ste nicht, wo er die Nacht zubringen %S.145 sollte. Da sah er ein M"adchen, das nach einem kleinen %S.145 H"auschen zuging, und als er n"aher kam, sah er, da"s das %S.145 M"adchen jung und sch"on war. Er redete es an und %S.145 sprach: >>Liebes Kind, kann ich und mein Diener in dem %S.145 H"auschen f"ur die Nacht ein Unterkommen finden?<< %S.145 >>Ach ja<<, sagte das M"adchen mit trauriger Stimme, >>das %S.145 k"onnt Ihr wohl, aber ich rate Euch nicht dazu; geht nicht %S.145 hinein.<< >>Warum soll ich nicht?<< fragte der K"onigssohn. %S.145 Das M"adchen seufzte und sprach: >>Meine Stiefmutter %S.145 treibt b"ose K"unste, sie meint's nicht gut mit den Fremden.<< %S.145 Da merkte er wohl, da"s er zu dem Haus einer %S.145 Hexe gekommen war, doch weil es finster ward und er %S.145 nicht weiter konnte, sich auch nicht f"urchtete, so trat er %S.145 ein. Die Alte sa"s auf einem Lehnstuhl beim Feuer und %S.145 sah mit ihren roten Augen die Fremden an. >>Guten %S.145 Abend<<, schnarrte sie und tat ganz freundlich, >>la"st euch %S.145 nieder und ruht euch aus.<< Sie blies die Kohlen an, bei %S.145 welchen sie in einem kleinen Topf etwas kochte. Die %S.145 Tochter warnte die beiden, vorsichtig zu sein, nichts zu %S.145 essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue b"ose %S.145 Getr"anke. Sie schliefen ruhig bis zum fr"uhen Morgen. %S.145 Als sie sich zur Abreise fertig machten und der K"onigssohn %S.145 schon zu Pferde sa"s, sprach die Alte: >>Warte, einen %S.145 Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank %S.145 reichen.<< W"ahrend sie ihn holte, ritt der K"onigssohn %S.145 fort, und der Diener, der seinen Sattel festschnallen %S.145 mu"ste, war allein noch zugegen, als die b"ose Hexe mit %S.145 dem Trank kam. >>Das bring deinem Herrn<<, sagte sie, %S.146 aber in dem Augenblick sprang das Glas, und das Gift %S.146 spritzte auf das Pferd und war so heftig, da"s das Tier %S.146 gleich tot hinst"urzte. Der Diener lief seinem Herrn nach %S.146 und erz"ahlte ihm, was geschehen war, wollte aber den %S.146 Sattel nicht im Stich lassen und lief zur"uck, um ihn zu %S.146 holen. Wie er aber zu dem toten Pferde kam, sa"s schon %S.146 ein Rabe darauf und fra"s davon. >>Wer wei"s, ob wir %S.146 heute noch etwas Besseres finden<<, sagte der Diener, %S.146 t"otete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in %S.146 dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht %S.146 herauskommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein %S.146 Wirtshaus und gingen hinein. Der Diener gab dem Wirt %S.146 den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie %S.146 waren aber in eine M"ordergrube geraten, und in der %S.146 Dunkelheit kamen zw"olf M"order und wollten die Fremden %S.146 umbringen und berauben. Eh sie sich aber ans Werk %S.146 machten, setzten sie sich zu Tisch, und der Wirt und die %S.146 Hexe setzten sich zu ihnen, und sie a"sen zusammen eine %S.146 Sch"ussel mit Suppe, in die das Fleisch des Raben gehackt %S.146 war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinuntergeschluckt, %S.146 so fielen sie alle tot nieder, denn dem Raben %S.146 hatte sich das Gift von dem Pferdefleisch mitgeteilt. Es %S.146 war nun niemand mehr im Hause "ubrig als die Tochter %S.146 des Wirts, die es redlich meinte und an den gottlosen %S.146 Dingen keinen Teil genommen hatte. Sie "offnete dem %S.146 Fremden alle T"uren und zeigte ihm die angeh"auften %S.146 Sch"atze. Der K"onigssohn aber sagte, sie m"ochte alles %S.146 behalten, er wollte nichts davon, und ritt mit seinem %S.146 Diener weiter. %S.146 Nachdem sie lange herumgezogen waren, kamen sie in %S.146 eine Stadt, worin eine sch"one, aber "uberm"utige K"onigstochter %S.146 war, die hatte bekanntmachen lassen, wer ihr ein %S.146 R"atsel vorlegte, das sie nicht erraten k"onnte, der sollte %S.146 ihr Gemahl werden: erriete sie es aber, so m"u"ste er sich %S.146 das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit, %S.146 sich zu besinnen, sie war aber so klug, da"s sie immer die %S.147 vorgelegten R"atsel vor der bestimmten Zeit erriet. Schon %S.147 waren neune auf diese Weise umgekommen, als der %S.147 K"onigssohn anlangte und, von ihrer gro"sen Sch"onheit %S.147 geblendet, sein Leben daransetzen wollte. Da trat er vor %S.147 sie hin und gab ihr sein R"atsel auf: >>Was ist das<<, sagte %S.147 er, >>einer schlug keinen und schlug doch zw"olfe.<< Sie %S.147 wu"ste nicht, was das war, sie sann und sann, aber sie %S.147 brachte es nicht heraus; sie schlug ihre R"atselb"ucher auf, %S.147 aber es stand nicht darin: kurz, ihre Weisheit war zu %S.147 Ende. Da sie sich nicht zu helfen wu"ste, befahl sie ihrer %S.147 Magd, in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da %S.147 sollte sie seine Tr"aume behorchen, und dachte, er rede %S.147 vielleicht im Schlaf und verrate das R"atsel. Aber der %S.147 kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt, %S.147 und als die Magd herankam, ri"s er ihr den Mantel ab, in %S.147 den sie sich verh"ullt hatte, und jagte sie mit Ruten %S.147 hinaus. In der zweiten Nacht schickte die K"onigstochter %S.147 ihre Kammerjungfer, die sollte sehen, ob es ihr mit %S.147 Horchen besser gl"uckte, aber der Diener nahm auch ihr %S.147 den Mantel weg und jagte sie mit Ruten hinaus. Nun %S.147 glaubte der Herr f"ur die dritte Nacht sicher zu sein und %S.147 legte sich in sein Bett, da kam die K"onigstochter selbst, %S.147 hatte einen nebelgrauen Mantel umgetan und setzte sich %S.147 neben ihn. Und als sie dachte, er schliefe und tr"aumte, so %S.147 redete sie ihn an und hoffte, er werde im Traume antworten, %S.147 wie viele tun; aber er war wach und verstand und %S.147 h"orte alles sehr wohl. Da fragte sie: >>Einer schlug keinen, %S.147 was ist das?<< Er antwortete: >>Ein Rabe, der von einem %S.147 toten und vergifteten Pferde fra"s und davon starb.<< %S.147 Weiter fragte sie: >>Und schlug doch zw"olfe, was ist das?<< %S.147 >>Das sind zw"olf M"order, die den Raben verzehrten und %S.147 daran starben.<< Als sie das R"atsel wu"ste, wollte sie sich %S.147 fortschleichen, aber er hielt ihren Mantel fest, da"s sie ihn %S.147 zur"ucklassen mu"ste. Am andern Morgen verk"undigte die %S.147 K"onigstochter, sie habe das R"atsel erraten, und lie"s die %S.147 zw"olf Richter kommen und l"oste es vor ihnen. Aber der %S.148 J"ungling bat sich Geh"or aus und sagte: >>Sie ist in der %S.148 Nacht zu mir geschlichen und hat mich ausgefragt, denn %S.148 sonst h"atte sie es nicht erraten.<< Die Richter sprachen: %S.148 >>Bringt uns ein Wahrzeichen.<< Da wurden die drei M"antel %S.148 von dem Diener herbeigebracht, und als die Richter %S.148 den nebelgrauen erblickten, den die K"onigstochter zu %S.148 tragen pflegte, so sagten sie: >>La"st den Mantel sti"cken %S.148 mit Gold und Silber, so wird's Euer Hochzeitsmantel %S.148 sein.<< %S.148