% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO, am 28. Januar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % % nolig_ck version (input e.g. Auf"|lage and Dru"cker % instead of Auflage and Drucker) % \maerchentitel{KHM 20: Das tapfere Schneiderlein} \markright{KHM 20: Das tapfere Schneiderlein} An einem Sommermorgen sa"s ein Schneiderlein auf seinem %S.127 Tisch am Fenster, war guter Dinge und n"ahte aus %S.127 Leibeskr"aften. Da kam eine Bauersfrau die Stra"se herab %S.127 und rief: >>Gut Mus feil! Gut Mus feil!<< Das klang dem %S.127 Schneiderlein lieblich in die Ohren, er steckte sein zartes %S.127 Haupt zum Fenster hinaus und rief: >>Hier herauf, liebe %S.127 Frau, hier wird sie ihre Ware los.<< Die Frau stieg die drei %S.127 Treppen mit ihrem schweren Korbe zu dem Schneider %S.127 herauf und mu"ste die T"opfe s"amtlich vor ihm auspa"cken. %S.127 Er besah sie alle, hob sie in die H"ohe, hielt die Nase dran %S.128 und sagte endlich: >>Das Mus scheint mir gut, wieg sie %S.128 mir doch vier Lot ab, liebe Frau, wenn's auch ein Viertelpfund %S.128 ist, kommt es mir nicht darauf an.<< Die Frau, %S.128 welche gehofft hatte, einen guten Absatz zu finden, gab %S.128 ihm, was er verlangte, ging aber ganz "argerlich und %S.128 brummig fort. >>Nun das Mus soll mir Gott gesegnen<<, %S.128 rief das Schneiderlein, >>und soll mir Kraft und St"arke %S.128 geben<<, holte das Brot aus dem Schrank, schnitt sich ein %S.128 St"uck "uber den ganzen Laib und strich das Mus dar"uber. %S.128 >>Das wird nicht bitter schme"cken<<, sprach er, >>aber erst %S.128 will ich den Wams fertig machen, eh ich anbei"se.<< Er %S.128 legte das Brot neben sich, n"ahte weiter und machte vor %S.128 Freude immer gr"o"sere Stiche. Indes stieg der Geruch von %S.128 dem s"u"sen Mus hinauf an die Wand, wo die Fliegen in %S.128 gro"ser Menge sa"sen, so da"s sie herangelockt wurden %S.128 und sich scharenweis darauf niederlie"sen. >>Ei, wer hat %S.128 euch eingeladen?<< sprach das Schneiderlein und jagte die %S.128 ungebetenen G"aste fort. Die Fliegen aber, die kein %S.128 Deutsch verstanden, lie"sen sich nicht abweisen, sondern %S.128 kamen in immer gr"o"serer Gesellschaft wieder. Da lief %S.128 dem Schneiderlein endlich, wie man sagt, die Laus "uber %S.128 die Leber, es langte aus seiner H"olle nach einem Tuchlappen, %S.128 und >>Wart, ich will es euch geben!<< schlug es %S.128 unbarmherzig drauf. Als es abzog und z"ahlte, so lagen %S.128 nicht weniger als sieben vor ihm tot und streckten die %S.128 Beine. >>Bist du so ein Kerl?<< sprach er und mu"ste selbst %S.128 seine Tapferkeit bewundern. >>Das soll die ganze Stadt %S.128 erfahren.<< Und in der Hast schnitt sich das Schneiderlein %S.128 einen G"urtel, n"ahte ihn und stickte mit gro"sen Buchstaben %S.128 darauf: Siebene auf einen Streich! >>Ei was, Stadt!<< %S.128 sprach er weiter. >>Die ganze Welt soll's erfahren!<< Und %S.128 sein Herz wa"ckelte ihm vor Freude wie ein L"ammerschw"anzchen. %S.128 Der Schneider band sich den G"urtel um den Leib und %S.128 wollte in die Welt hinaus, weil er meinte, die Werkst"atte %S.128 sei zu klein f"ur seine Tapferkeit. Eh er abzog, suchte er %S.129 im Haus herum, ob nichts da w"are, was er mitnehmen %S.129 k"onnte, er fand aber nichts als einen alten K"as, den %S.129 steckte er ein. Vor dem Tore bemerkte er einen Vogel, %S.129 der sich im Gestr"auch gefangen hatte, der mu"ste zu dem %S.129 K"ase in die Tasche. Nun nahm er den Weg tapfer zwischen %S.129 die Beine, und weil er leicht und behend war, %S.129 f"uhlte er keine M"udigkeit. Der Weg f"uhrte ihn auf einen %S.129 Berg, und als er den h"ochsten Gipfel erreicht hatte, so %S.129 sa"s da ein gewaltiger Riese und schaute sich ganz %S.129 gem"achlich um. Das Schneiderlein ging beherzt auf ihn %S.129 zu, redete ihn an und sprach: >>Guten Tag, Kamerad, %S.129 gelt, du sitzest da und besiehst dir die weitl"auftige Welt? %S.129 Ich bin eben auf dem Wege dahin und will mich versuchen. %S.129 Hast du Lust, mitzugehen?<< Der Riese sah den %S.129 Schneider ver"achtlich an und sprach: >>Du Lump! Du %S.129 miserabler Kerl!<< >>Das w"are!<< antwortete das Schneiderlein, %S.129 kn"opfte den Rock auf und zeigte dem Riesen den %S.129 G"urtel. >>Da kannst du lesen, was ich f"ur ein Mann bin.<< %S.129 Der Riese las: >>Siebene auf einen Streich<<, meinte, das %S.129 w"aren Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen %S.129 h"atte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen %S.129 Kerl. Doch wollte er ihn erst pr"ufen, nahm einen Stein in %S.129 die Hand und dr"uckte ihn zusammen, da"s das Wasser %S.129 heraustropfte. >>Das mach mir nach<<, sprach der Riese, %S.129 >>wenn du St"arke hast.<< >>Ist's weiter nichts?<< sagte das %S.129 Schneiderlein. >>Das ist bei unsereinem Spielwerk<<, griff %S.129 in die Tasche, holte den weichen K"as und dr"uckte ihn, %S.129 da"s der Saft herauslief. >>Gelt<<, sprach er, >>das war ein %S.129 wenig besser?<< Der Riese wu"ste nicht, was er sagen %S.129 sollte, und konnte es von dem M"annlein nicht glauben. %S.129 Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, %S.129 da"s man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte. >>Nun, %S.129 du Erpelm"annchen, das tu mir nach.<< >>Gut geworfen<<, %S.129 sagte der Schneider, >>aber der Stein hat doch wieder zur %S.129 Erde herabfallen m"ussen, ich will dir einen werfen, der %S.129 soll gar nicht wiederkommen<<; griff in die Tasche, nahm %S.130 den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel, froh "uber %S.130 seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. %S.130 >>Wie gef"allt dir das St"uckchen, Kamerad?<< fragte der %S.130 Schneider. >>Werfen kannst du wohl<<, sagte der Riese, %S.130 >>aber nun wollen wir sehen, ob du imstande bist, etwas %S.130 Ordentliches zu tragen.<< Er f"uhrte das Schneiderlein zu %S.130 einem m"achtigen Eichbaum, der da gef"allt auf dem %S.130 Boden lag, und sagte: >>Wenn du stark genug bist, so hilf %S.130 mir den Baum aus dem Walde heraustragen.<< >>Gerne<<, %S.130 antwortete der kleine Mann, >>nimm du nur den Stamm %S.130 auf deine Schulter, ich will die "Aste mit dem Gezweig %S.130 aufheben und tragen, das ist doch das Schwerste.<< Der %S.130 Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider %S.130 aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich %S.130 nicht umsehen konnte, mu"ste den ganzen Baum und das %S.130 Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war dahinten %S.130 ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen >>Es %S.130 ritten drei Schneider zum Tore hinaus<<, als w"are das %S.130 Baumtragen ein Kinderspiel. Der Riese, nachdem er ein %S.130 St"uck Wegs die schwere Last fortgeschleppt hatte, %S.130 konnte nicht weiter und rief: >>H"or, ich mu"s den Baum %S.130 fallen lassen.<< Der Schneider sprang behendiglich herab, %S.130 fa"ste den Baum mit beiden Armen, als wenn er ihn %S.130 getragen h"atte, und sprach zum Riesen: >>Du bist ein so %S.130 gro"ser Kerl und kannst den Baum nicht einmal %S.130 tragen.<< %S.130 Sie gingen zusammen weiter, und als sie an einem %S.130 Kirschbaum vorbeikamen, fa"ste der Riese die Krone des %S.130 Baums, wo die zeitigsten Fr"uchte hingen, bog sie herab, %S.130 gab sie dem Schneider in die Hand und hie"s ihn essen. %S.130 Das Schneiderlein aber war viel zu schwach, um den %S.130 Baum zu halten, und als der Riese loslie"s, fuhr der Baum %S.130 in die H"ohe, und der Schneider ward mit in die Luft %S.130 geschnellt. Als er wieder ohne Schaden herabgefallen %S.130 war, sprach der Riese: >>Was ist das, hast du nicht Kraft, %S.130 die schwache Gerte zu halten?<< >>An der Kraft fehlt es %S.131 nicht<<, antwortete das Schneiderlein, >>meinst du, das %S.131 w"are etwas f"ur einen, der siebene mit einem Streich %S.131 getroffen hat? Ich bin "uber den Baum gesprungen, weil %S.131 die J"ager da unten in das Geb"usch schie"sen. Spring nach, %S.131 wenn du's vermagst.<< Der Riese machte den Versuch, %S.131 konnte aber nicht "uber den Baum kommen, sondern %S.131 blieb in den "Asten h"angen, also da"s das Schneiderlein %S.131 auch hier die Oberhand behielt. %S.131 Der Riese sprach: >>Wenn du ein so tapferer Kerl bist, so %S.131 komm mit in unsere H"ohle und "ubernachte bei uns.<< Das %S.131 Schneiderlein war bereit und folgte ihm. Als sie in der %S.131 H"ohle anlangten, sa"sen da noch andere Riesen beim %S.131 Feuer, und jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand %S.131 und a"s davon. Das Schneiderlein sah sich um und dachte: %S.131 >>Es ist doch hier viel weitl"auftiger als in meiner Werkstatt.<< %S.131 Der Riese wies ihm ein Bett an und sagte, er sollte %S.131 sich hineinlegen und ausschlafen. Dem Schneiderlein war %S.131 aber das Bett zu gro"s, er legte sich nicht hinein, sondern %S.131 kroch in eine E"cke. Als es Mitternacht war und der Riese %S.131 meinte, das Schneiderlein l"age in tiefem Schlafe, so stand %S.131 er auf, nahm eine gro"se Eisenstange und schlug das Bett %S.131 mit einem Schlag durch und meinte, er h"atte dem Grash"upfer %S.131 den Garaus gemacht. Mit dem fr"uhsten Morgen %S.131 gingen die Riesen in den Wald und hatten das Schneiderlein %S.131 ganz vergessen, da kam es auf einmal ganz lustig und %S.131 verwegen dahergeschritten. Die Riesen erschraken, %S.131 f"urchteten, es schl"uge sie alle tot, und liefen in einer Hast %S.131 fort. %S.131 Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase %S.131 nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den %S.131 Hof eines k"oniglichen Palastes, und da es M"udigkeit %S.131 empfand, so legte es sich ins Gras und schlief ein. %S.131 W"ahrend es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von %S.131 allen Seiten und lasen auf dem G"urtel: Siebene auf einen %S.131 Streich. >>Ach<<, sprachen sie, >>was will der gro"se Kriegsheld %S.131 hier mitten im Frieden? Das mu"s ein m"achtiger %S.132 Herr sein.<< Sie gingen und meldeten es dem K"onig und %S.132 meinten, wenn Krieg ausbrechen sollte, w"are das ein %S.132 wichtiger und n"utzlicher Mann, den man um keinen %S.132 Preis fortlassen d"urfte. Dem K"onig gefiel der Rat, und er %S.132 schickte einen von seinen Hof"|leuten an das Schneiderlein %S.132 ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht w"are, Kriegsdienste %S.132 anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schl"afer %S.132 stehen, wartete, bis er seine Glieder streckte und die %S.132 Augen aufschlug, und brachte dann seinen Antrag vor. %S.132 >>Eben deshalb bin ich hierhergekommen<<, antwortete %S.132 er, >>ich bin bereit, in des K"onigs Dienste zu treten.<< %S.132 Also ward er ehrenvoll empfangen und ihm eine besondere %S.132 Wohnung angewiesen. %S.132 Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen %S.132 und w"unschten, es w"are tausend Meilen weit weg. %S.132 >>Was soll daraus werden?<< sprachen sie untereinander. %S.132 >>Wenn wir Zank mit ihm kriegen und er haut zu, so %S.132 fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unsereiner nicht %S.132 bestehen.<< Also fa"sten sie einen Entschlu"s, begaben sich %S.132 allesamt zum K"onig und baten um ihren Abschied. >>Wir %S.132 sind nicht gemacht<<, sprachen sie, >>neben einem Mann %S.132 auszuhalten, der siebene auf einen Streich schl"agt.<< Der %S.132 K"onig war traurig, da"s er um des einen willen alle seine %S.132 treuen Diener verlieren sollte, w"unschte, da"s seine %S.132 Augen ihn nie gesehen h"atten, und w"are ihn gerne wieder %S.132 losgewesen. Aber er getrauete sich nicht, ihm den %S.132 Abschied zu geben, weil er f"urchtete, er m"ochte ihn samt %S.132 seinem Volke totschlagen und sich auf den k"oniglichen %S.132 Thron setzen. Er sann lange hin und her, endlich fand er %S.132 einen Rat. Er schickte zu dem Schneiderlein und lie"s ihm %S.132 sagen, weil er ein so gro"ser Kriegsheld w"are, so wollte er %S.132 ihm ein Anerbieten machen. In einem Walde seines %S.132 Landes hausten zwei Riesen, die mit Rauben, Morden, %S.132 Sengen und Brennen gro"sen Schaden stifteten: niemand %S.132 d"urfte sich ihnen nahen, ohne sich in Lebensgefahr zu %S.132 setzen. Wenn er diese beiden Riesen "uberw"ande und %S.133 t"otete, so wollte er ihm seine einzige Tochter zur %S.133 Gemahlin geben und das halbe K"onigreich zur Ehesteuer; %S.133 auch sollten hundert Reiter mitziehen und ihm %S.133 Beistand leisten. >>Das w"are so etwas f"ur einen Mann, wie %S.133 du bist<<, dachte das Schneiderlein, >>eine sch"one K"onigstochter %S.133 und ein halbes K"onigreich wird einem nicht alle %S.133 Tage angeboten.<< >>O ja<<, gab er zur Antwort, >>die %S.133 Riesen will ich schon b"andigen und habe die hundert %S.133 Reiter dabei nicht n"otig: wer siebene auf einen Streich %S.133 trifft, braucht sich vor zweien nicht zu f"urchten.<< %S.133 Das Schneiderlein zog aus, und die hundert Reiter folgten %S.133 ihm. Als er zu dem Rand des Waldes kam, sprach er %S.133 zu seinen Begleitern: >>Bleibt hier nur halten, ich will %S.133 schon allein mit den Riesen fertig werden.<< Dann sprang %S.133 er in den Wald hinein und schaute sich rechts und links %S.133 um. "Uber ein Weilchen erblickte er beide Riesen: sie %S.133 lagen unter einem Baume und schliefen und schnarchten %S.133 dabei, da"s sich die "Aste auf und nieder bogen. Das %S.133 Schneiderlein, nicht faul, las beide Taschen voll Steine %S.133 und stieg damit auf den Baum. Als es in der Mitte war, %S.133 rutschte es auf einem Ast, bis es gerade "uber die Schl"afer %S.133 zu sitzen kam, und lie"s dem einen Riesen einen Stein %S.133 nach dem andern auf die Brust fallen. Der Riese sp"urte %S.133 lange nichts, doch endlich wachte er auf, stie"s seinen %S.133 Gesellen an und sprach: >>Was schl"agst du mich?<< >>Du %S.133 tr"aumst<<, sagte der andere, >>ich schlage dich nicht.<< Sie %S.133 legten sich wieder zum Schlaf, da warf der Schneider auf %S.133 den zweiten einen Stein herab. >>Was soll das?<< rief der %S.133 andere. >>Warum wirfst du mich?<< >>Ich werfe dich %S.133 nicht<<, antwortete der erste und brummte. Sie zankten %S.133 sich eine Weile herum, doch weil sie m"ude waren, lie"sen %S.133 sie's gut sein, und die Augen fielen ihnen wieder zu. Das %S.133 Schneiderlein fing sein Spiel von neuem an, suchte den %S.133 dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit %S.133 aller Gewalt auf die Brust. >>Das ist zu arg!<< schrie er, %S.133 sprang wie ein Unsinniger auf und stie"s seinen Gesellen %S.134 wider den Baum, da"s dieser zitterte. Der andere zahlte %S.134 mit gleicher M"unze, und sie gerieten in solche Wut, da"s %S.134 sie B"aume ausrissen, aufeinander losschlugen, so lang, %S.134 bis sie endlich beide zugleich tot auf die Erde fielen. Nun %S.134 sprang das Schneiderlein herab. >>Ein Gl"uck nur<<, sprach %S.134 es, >>da"s sie den Baum, auf dem ich sa"s, nicht ausgerissen %S.134 haben, sonst h"atte ich wie ein Eichh"ornchen auf einen %S.134 andern springen m"ussen; doch unsereiner ist fl"uchtig!<< %S.134 Es zog sein Schwert und versetzte jedem ein paar t"uchtige %S.134 Hiebe in die Brust, dann ging es hinaus zu den %S.134 Reitern und sprach: >>Die Arbeit ist getan, ich habe %S.134 beiden den Garaus gemacht; aber hart ist es hergegangen, %S.134 sie haben in der Not B"aume ausgerissen und sich %S.134 gewehrt, doch das hilft alles nichts, wenn einer kommt %S.134 wie ich, der siebene auf einen Streich schl"agt.<< >>Seid Ihr %S.134 denn nicht verwundet?<< fragten die Reiter. >>Das hat gute %S.134 Wege<<, antwortete der Schneider, >>kein Haar haben sie %S.134 mir gekr"ummt.<< Die Reiter wollten ihm keinen Glauben %S.134 beimessen und ritten in den Wald hinein; da fanden sie %S.134 die Riesen in ihrem Blute schwimmend, und ringsherum %S.134 lagen die ausgerissenen B"aume. %S.134 Das Schneiderlein verlangte von dem K"onig die versprochene %S.134 Belohnung, den aber reute sein Versprechen, und %S.134 er sann aufs neue, wie er sich den Helden vom Halse %S.134 schaffen k"onnte. >>Ehe du meine Tochter und das halbe %S.134 Reich erh"altst<<, sprach er zu ihm, >>mu"st du noch eine %S.134 Heldentat vollbringen. In dem Walde l"auft ein Einhorn, %S.134 das gro"sen Schaden anrichtet, das mu"st du erst einfangen.<< %S.134 >>Vor einem Einhorne f"urchte ich mich noch weniger %S.134 als vor zwei Riesen; siebene auf einen Streich, das ist %S.134 meine Sache.<< Er nahm sich einen Strick und eine Axt %S.134 mit, ging hinaus in den Wald und hie"s abermals die, %S.134 welche ihm zugeordnet waren, au"sen warten. Er %S.134 brauchte nicht lange zu suchen, das Einhorn kam bald %S.134 daher und sprang geradezu auf den Schneider los, als %S.134 wollte es ihn ohne Umst"ande aufspie"sen. >>Sachte, %S.135 sachte<<, sprach er, >>so geschwind geht das nicht<<, blieb %S.135 stehen und wartete, bis das Tier ganz nahe war, dann %S.135 sprang er behendiglich hinter den Baum. Das Einhorn %S.135 rannte mit aller Kraft gegen den Baum und spie"ste sein %S.135 Horn so fest in den Stamm, da"s es nicht Kraft genug %S.135 hatte, es wieder herauszuziehen, und so war es gefangen. %S.135 >>Jetzt hab ich das V"oglein<<, sagte der Schneider, kam %S.135 hinter dem Baum hervor, legte dem Einhorn den Strick %S.135 erst um den Hals, dann hieb er mit der Axt das Horn aus %S.135 dem Baum, und als alles in Ordnung war, f"uhrte er das %S.135 Tier ab und brachte es dem K"onig. %S.135 Der K"onig wollte ihm den verhei"senen Lohn noch nicht %S.135 gew"ahren und machte eine dritte Forderung. Der Schneider %S.135 sollte ihm vor der Hochzeit erst ein Wildschwein %S.135 fangen, das in dem Wald gro"sen Schaden tat; die J"ager %S.135 sollten ihm Beistand leisten. >>Gerne<<, sprach der Schneider, %S.135 >>das ist ein Kinderspiel.<< Die J"ager nahm er nicht %S.135 mit in den Wald, und sie waren's wohl zufrieden, denn %S.135 das Wildschwein hatte sie schon mehrmals so empfangen, %S.135 da"s sie keine Lust hatten, ihm nachzustellen. Als %S.135 das Schwein den Schneider erblickte, lief es mit sch"aumendem %S.135 Munde und wetzenden Z"ahnen auf ihn zu und %S.135 wollte ihn zur Erde werfen; der fl"uchtige Held aber %S.135 sprang in eine Kapelle, die in der N"ahe war, und gleich %S.135 oben zum Fenster in einem Satze wieder hinaus. Das %S.135 Schwein war hinter ihm hergelaufen, er aber h"upfte %S.135 au"sen herum und schlug die T"ure hinter ihm zu; da war %S.135 das w"utende Tier gefangen, das viel zu schwer und %S.135 unbehilf"|lich war, um zu dem Fenster hinauszuspringen. %S.135 Das Schneiderlein rief die J"ager herbei, die mu"sten den %S.135 Gefangenen mit eigenen Augen sehen; der Held aber %S.135 begab sich zum K"onige, der nun, er mochte wollen oder %S.135 nicht, sein Versprechen halten mu"ste und ihm seine %S.135 Tochter und das halbe K"onigreich "ubergab. H"atte er %S.135 gewu"st, da"s kein Kriegsheld, sondern ein Schneiderlein %S.135 vor ihm stand, es w"are ihm noch mehr zu Herzen %S.136 gegangen. Die Hochzeit ward also mit gro"ser Pracht und %S.136 kleiner Freude gehalten und aus einem Schneider ein %S.136 K"onig gemacht. %S.136 Nach einiger Zeit h"orte die junge K"onigin in der Nacht, %S.136 wie ihr Gemahl im Traume sprach: >>Junge, mach mir %S.136 den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die %S.136 Elle "uber die Ohren schlagen.<< Da merkte sie, in welcher %S.136 Gasse der junge Herr geboren war, klagte am andern %S.136 Morgen ihrem Vater ihr Leid und bat, er m"ochte ihr von %S.136 dem Manne helfen, der nichts anders als ein Schneider %S.136 w"are. Der K"onig sprach ihr Trost zu und sagte: >>La"s in %S.136 der n"achsten Nacht deine Schlafkammer offen, meine %S.136 Diener sollen au"sen stehen und, wenn er eingeschlafen %S.136 ist, hineingehen, ihn binden und auf ein Schiff tragen, %S.136 das ihn in die weite Welt f"uhrt.<< Die Frau war damit %S.136 zufrieden, des K"onigs Waffentr"ager aber, der alles mit %S.136 angeh"ort hatte, war dem jungen Herrn gewogen und %S.136 hinterbrachte ihm den ganzen Anschlag. >>Dem Ding will %S.136 ich einen Riegel vorschieben<<, sagte das Schneiderlein. %S.136 Abends legte es sich zu gew"ohnlicher Zeit mit seiner %S.136 Frau zu Bett; als sie glaubte, er sei eingeschlafen, stand %S.136 sie auf, "offnete die T"ure und legte sich wieder. Das %S.136 Schneiderlein, das sich nur stellte, als wenn es schlief, %S.136 fing an, mit heller Stimme zu rufen: >>Junge, mach mir %S.136 den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die %S.136 Elle "uber die Ohren schlagen! Ich habe siebene mit einem %S.136 Streich getroffen, zwei Riesen get"otet, ein Einhorn fortgef"uhrt %S.136 und ein Wildschwein gefangen und sollte mich %S.136 vor denen f"urchten, die drau"sen vor der Kammer stehen!<< %S.136 Als diese den Schneider also sprechen h"orten, %S.136 "uberkam sie eine gro"se Furcht, sie liefen, als wenn das %S.136 wilde Heer hinter ihnen w"are, und keiner wollte sich %S.136 mehr an ihn wagen. Also war und blieb das Schneiderlein %S.136 sein Lebtag ein K"onig. %S.136