% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO, am 26. Januar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 27. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 15: H"ansel und Gretel} \markright{KHM 15: H"ansel und Gretel} Vor einem gro"sen Walde wohnte ein armer Holzhacker %S.100 mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das B"ubchen %S.100 hie"s H"ansel und das M"adchen Gretel. Er hatte wenig zu %S.100 bei"sen und zu brechen, und einmal, als gro"se Teuerung %S.100 ins Land kam, konnte er auch das t"aglich Brot nicht mehr %S.100 schaffen. Wie er sich nun abends im Bette Gedanken %S.100 machte und sich vor Sorgen herumw"alzte, seufzte er und %S.100 sprach zu seiner Frau: >>Was soll aus uns werden? Wie %S.100 k"onnen wir unsere armen Kinder ern"ahren, da wir f"ur %S.100 uns selbst nichts mehr haben?<< >>Wei"st du was, Mann<<, %S.100 antwortete die Frau, >>wir wollen morgen in aller Fr"uhe %S.100 die Kinder hinaus in den Wald f"uhren, wo er am dicksten %S.100 ist: da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem %S.100 noch ein St"uckchen Brot, dann gehen wir an unsere %S.100 Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht %S.100 wieder nach Haus, und wir sind sie los.<< >>Nein, Frau<<, %S.100 sagte der Mann, >>das tue ich nicht; wie sollt' ich's "ubers %S.100 Herz bringen, meine Kinder im Walde allein zu lassen, %S.100 die wilden Tiere w"urden bald kommen und sie zerrei"sen.<< %S.100 >>O du Narr<<, sagte sie, >>dann m"ussen wir alle %S.100 viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter f"ur die %S.100 S"arge hobelen<<, und lie"s ihm keine Ruhe, bis er einwilligte. %S.100 >>Aber die armen Kinder dauern mich doch<<, sagte %S.100 der Mann. %S.100 Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen %S.100 k"onnen und hatten geh"ort, was die Stiefmutter zum %S.100 Vater gesagt hatte. Gretel weinte bittere Tr"anen und %S.100 sprach zu H"ansel: >>Nun ist's um uns geschehen.<< >>Still, %S.100 Gretel<<, sprach H"ansel, >>gr"ame dich nicht, ich will uns %S.100 schon helfen.<< Und als die Alten eingeschlafen waren, %S.100 stand er auf, zog sein R"ocklein an, machte die Untert"ure %S.100 auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz %S.100 helle, und die wei"sen Kieselsteine, die vor dem Haus %S.101 lagen, gl"anzten wie lauter Batzen. H"ansel b"uckte sich %S.101 und steckte so viel in sein Rockt"aschlein, als nur hinein %S.101 wollten. Dann ging er wieder zur"uck, sprach zu Gretel: %S.101 >>Sei getrost, liebes Schwesterchen, und schlaf nur ruhig %S.101 ein, Gott wird uns nicht verlassen<<, und legte sich wieder %S.101 in sein Bett. %S.101 Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen %S.101 war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder: %S.101 >>Steht auf, ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen %S.101 und Holz holen.<< Dann gab sie jedem ein St"uckchen %S.101 Brot und sprach: >>Da habt ihr etwas f"ur den Mittag, aber %S.101 e"st's nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts.<< Gretel %S.101 nahm das Brot unter die Sch"urze, weil H"ansel die Steine %S.101 in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen %S.101 auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen %S.101 gegangen waren, stand H"ansel still und guckte nach dem %S.101 Haus zur"uck und tat das wieder und immer wieder. Der %S.101 Vater sprach: >>H"ansel, was guckst du da und bleibst %S.101 zur"uck, hab acht und vergi"s deine Beine nicht.<< >>Ach, %S.101 Vater<<, sagte H"ansel, >>ich sehe nach meinem wei"sen %S.101 K"atzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir ade %S.101 sagen.<< Die Frau sprach: >>Narr, das ist dein K"atzchen %S.101 nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein %S.101 scheint.<< H"ansel aber hatte nicht nach dem K"atzchen %S.101 gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen %S.101 aus seiner Tasche auf den Weg geworfen. %S.101 Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der %S.101 Vater: >>Nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein %S.101 Feuer anmachen, damit ihr nicht friert.<< H"ansel und %S.101 Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg %S.101 hoch. Das Reisig ward angez"undet, und als die Flamme %S.101 recht hoch brannte, sagte die Frau: >>Nun legt euch ans %S.101 Feuer, ihr Kinder, und ruht euch aus, wir gehen in den %S.101 Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen %S.101 wir wieder und holen euch ab.<< %S.101 H"ansel und Gretel sa"sen am Feuer, und als der Mittag %S.102 kam, a"s jedes sein St"ucklein Brot. Und weil sie die %S.102 Schl"age der Holzaxt h"orten, so glaubten sie, ihr Vater %S.102 w"are in der N"ahe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war %S.102 ein Ast, den er an einen d"urren Baum gebunden hatte %S.102 und den der Wind hin und her schlug. Und als sie so %S.102 lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor M"udigkeit %S.102 zu, und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, %S.102 war es schon finstere Nacht. Gretel fing an zu %S.102 weinen und sprach: >>Wie sollen wir nun aus dem Wald %S.102 kommen!<< H"ansel aber tr"ostete sie: >>Wart nur ein Weilchen, %S.102 bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den %S.102 Weg schon finden.<< Und als der volle Mond aufgestiegen %S.102 war, so nahm H"ansel sein Schwesterchen an der Hand %S.102 und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie %S.102 neu geschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Sie %S.102 gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem %S.102 Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften %S.102 an die T"ur, und als die Frau aufmachte und sah, da"s es %S.102 H"ansel und Gretel war, sprach sie: >>Ihr b"osen Kinder, %S.102 was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben %S.102 geglaubt, ihr wolltet gar nicht wiederkommen.<< Der %S.102 Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen %S.102 gegangen, da"s er sie so allein zur"uckgelassen hatte. %S.102 Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken, und %S.102 die Kinder h"orten, wie die Mutter nachts im Bette zu %S.102 dem Vater sprach: >>Alles ist wieder aufgezehrt, wir %S.102 haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied %S.102 ein Ende. Die Kinder m"ussen fort, wir wollen sie tiefer in %S.102 den Wald hineinf"uhren, damit sie den Weg nicht wieder %S.102 herausfinden; es ist sonst keine Rettung f"ur uns.<< Dem %S.102 Mann fiel's schwer aufs Herz, und er dachte: >>Es w"are %S.102 besser, da"s du den letzten Bissen mit deinen Kindern %S.102 teiltest.<< Aber die Frau h"orte auf nichts, was er sagte, %S.102 schalt ihn und machte ihm Vorw"urfe. Wer A sagt, mu"s %S.102 auch B sagen, und weil er das erstemal nachgegeben %S.102 hatte, so mu"ste er es auch zum zweitenmal. %S.102 Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten %S.103 das Gespr"ach mit angeh"ort. Als die Alten schliefen, stand %S.103 H"ansel wieder auf, wollte hinaus und Kieselsteine auflesen, %S.103 wie das vorigemal, aber die Frau hatte die T"ur %S.103 verschlossen, und H"ansel konnte nicht heraus. Aber er %S.103 tr"ostete sein Schwesterchen und sprach: >>Weine nicht, %S.103 Gretel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns %S.103 schon helfen.<< %S.103 Am fr"uhen Morgen kam die Frau und holte die Kinder %S.103 aus dem Bette. Sie erhielten ihr St"uckchen Brot, das war %S.103 aber noch kleiner als das vorigemal. Auf dem Wege nach %S.103 dem Wald br"ockelte es H"ansel in der Tasche, stand oft %S.103 still und warf ein Br"ocklein auf die Erde. >>H"ansel, was %S.103 stehst du und guckst dich um<<, sagte der Vater, >>geh %S.103 deiner Wege.<< >>Ich sehe nach meinem T"aubchen, das %S.103 sitzt auf dem Dache und will mir ade sagen<<, antwortete %S.103 H"ansel. >>Narr<<, sagte die Frau, >>das ist dein T"aubchen %S.103 nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein %S.103 oben scheint.<< H"ansel aber warf nach und nach alle %S.103 Br"ocklein auf den Weg. %S.103 Die Frau f"uhrte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo %S.103 sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. Da ward %S.103 wieder ein gro"ses Feuer angemacht, und die Mutter %S.103 sagte: >>Bleibt nur da sitzen, ihr Kinder, und wenn ihr %S.103 m"ude seid, k"onnt ihr ein wenig schlafen: wir gehen in %S.103 den Wald und hauen Holz, und abends, wenn wir fertig %S.103 sind, kommen wir und holen euch ab.<< Als es Mittag %S.103 war, teilte Gretel ihr Brot mit H"ansel, der sein St"uck auf %S.103 den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein, und der %S.103 Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern. %S.103 Sie erwachten erst in der finstern Nacht, und %S.103 H"ansel tr"ostete sein Schwesterchen und sagte: >>Wart %S.103 nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die %S.103 Brotbr"ocklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen %S.103 uns den Weg nach Haus.<< Als der Mond kam, machten %S.103 sie sich auf, aber sie fanden kein Br"ocklein mehr, denn %S.103 die vieltausend V"ogel, die im Walde und im Felde %S.104 umherfliegen, die hatten sie weggepickt. H"ansel sagte zu %S.104 Gretel: >>Wir werden den Weg schon finden<<, aber sie %S.104 fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch %S.104 einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus %S.104 dem Wald nicht heraus, und waren so hungrig, denn sie %S.104 hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde %S.104 standen. Und weil sie so m"ude waren, da"s die Beine sie %S.104 nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen %S.104 Baum und schliefen ein. %S.104 Nun war's schon der dritte Morgen, da"s sie ihres Vaters %S.104 Haus verlassen hatten. Sie fingen wieder an zu gehen, %S.104 aber sie gerieten immer tiefer in den Wald, und wenn %S.104 nicht bald Hilfe kam, so mu"sten sie verschmachten. Als %S.104 es Mittag war, sahen sie ein sch"ones schneewei"ses V"oglein %S.104 auf einem Ast sitzen, das sang so sch"on, da"s sie %S.104 stehenblieben und ihm zuh"orten. Und als es fertig war, %S.104 schwang es seine Fl"ugel und flog vor ihnen her, und sie %S.104 gingen ihm nach, bis sie zu einem H"auschen gelangten, %S.104 auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nah %S.104 herankamen, so sahen sie, da"s das H"auslein aus Brot %S.104 gebaut war und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster %S.104 waren von hellem Zucker. >>Da wollen wir uns dranmachen<<, %S.104 sprach H"ansel, >>und eine gesegnete Mahlzeit %S.104 halten. Ich will ein St"uck vom Dach essen, Gretel, du %S.104 kannst vom Fenster essen, das schmeckt s"u"s.<< H"ansel %S.104 reichte in die H"ohe und brach sich ein wenig vom Dach %S.104 ab, um zu versuchen, wie es schmeckte, und Gretel %S.104 stellte sich an die Scheiben und knuperte daran. Da rief %S.104 eine feine Stimme aus der Stube heraus: %S.104 \begin{verse} >>Knuper, knuper, kneischen, \\ %S.104 wer knupert an meinem H"auschen?<< %S.104 \end{verse} Die Kinder antworteten: %S.104 \begin{verse} >>Der Wind, der Wind, \\ %S.104 das himmlische Kind<<, %S.104 \end{verse} und a"sen weiter, ohne sich irremachen zu lassen. H"ansel, %S.104 dem das Dach sehr gut schmeckte, ri"s sich ein gro"ses %S.105 St"uck davon herunter, und Gretel stie"s eine ganze runde %S.105 Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder und tat sich %S.105 wohl damit. Da ging auf einmal die T"ure auf, und eine %S.105 steinalte Frau, die sich auf eine Kr"ucke st"utzte, kam %S.105 herausgeschlichen. H"ansel und Gretel erschraken so %S.105 gewaltig, da"s sie fallen lie"sen, was sie in den H"anden %S.105 hielten. Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und %S.105 sprach: >>Ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierhergebracht? %S.105 Kommt nur herein und bleibt bei mir, es %S.105 geschieht euch kein Leid.<< Sie fa"ste beide an der Hand %S.105 und f"uhrte sie in ihr H"auschen. Da ward gutes Essen %S.105 aufgetragen, Milch und Pfannekuchen mit Zucker, "Apfel %S.105 und N"usse. Hernach wurden zwei sch"one Bettlein wei"s %S.105 gedeckt, und H"ansel und Gretel legten sich hinein und %S.105 meinten, sie w"aren im Himmel. %S.105 Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war %S.105 aber eine b"ose Hexe, die den Kindern auflauerte, und %S.105 hatte das Broth"auslein blo"s gebaut, um sie herbeizulocken. %S.105 Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, %S.105 kochte es und a"s es, und das war ihr ein Festtag. Die %S.105 Hexen haben rote Augen und k"onnen nicht weit sehen, %S.105 aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere, und %S.105 merken's, wenn Menschen herankommen. Als H"ansel %S.105 und Gretel in ihre N"ahe kamen, da lachte sie boshaft und %S.105 sprach h"ohnisch: >>Die habe ich, die sollen mir nicht %S.105 wieder entwischen.<< Fr"uhmorgens, ehe die Kinder %S.105 erwacht waren, stand sie schon auf, und als sie beide so %S.105 lieblich ruhen sah, mit den vollen roten Backen, so %S.105 murmelte sie vor sich hin: >>Das wird ein guter Bissen %S.105 werden.<< Da packte sie H"ansel mit ihrer d"urren Hand %S.105 und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte ihn mit %S.105 einer Gittert"ure ein; er mochte schreien, wie er wollte, es %S.105 half ihm nichts. Dann ging sie zur Gretel, r"uttelte sie %S.105 wach und rief: >>Steh auf, Faulenzerin, trag Wasser und %S.105 koch deinem Bruder etwas Gutes, der sitzt drau"sen im %S.105 Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn %S.106 essen.<< Gretel fing an, bitterlich zu weinen, aber es war %S.106 alles vergeblich, sie mu"ste tun, was die b"ose Hexe verlangte. %S.106 Nun ward dem armen H"ansel das beste Essen gekocht, %S.106 aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen. Jeden Morgen %S.106 schlich die Alte zu dem St"allchen und rief: >>H"ansel, %S.106 streck deine Finger heraus, damit ich f"uhle, ob du bald %S.106 fett bist.<< H"ansel streckte ihr aber ein Kn"ochlein heraus, %S.106 und die Alte, die tr"ube Augen hatte, konnte es nicht %S.106 sehen, und meinte, es w"aren H"ansels Finger, und verwunderte %S.106 sich, da"s er gar nicht fett werden wollte. Als %S.106 vier Wochen herum waren und H"ansel immer mager %S.106 blieb, da "ubernahm sie die Ungeduld, und sie wollte nicht %S.106 l"anger warten. >>Heda, Gretel<<, rief sie dem M"adchen zu, %S.106 >>sei flink und trag Wasser: H"ansel mag fett oder mager %S.106 sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.<< Ach, %S.106 wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser %S.106 tragen mu"ste, und wie fl"ossen ihm die Tr"anen "uber die %S.106 Backen herunter! >>Lieber Gott, hilf uns doch<<, rief sie %S.106 aus, >>h"atten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, %S.106 so w"aren wir doch zusammen gestorben.<< >>Spar nur dein %S.106 Gepl"arre<<, sagte die Alte, >>es hilft dir alles nichts.<< %S.106 Fr"uhmorgens mu"ste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser %S.106 aufh"angen und Feuer anz"unden. >>Erst wollen wir %S.106 backen<<, sagte die Alte, >>ich habe den Backofen schon %S.106 eingeheizt und den Teig geknetet.<< Sie stie"s das arme %S.106 Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen %S.106 schon herausschlugen. >>Kriech hinein<<, sagte die %S.106 Hexe, >>und sieh zu, ob recht eingeheizt ist, damit wir %S.106 das Brot hineinschie"sen k"onnen.<< Und wenn Gretel %S.106 darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel %S.106 sollte darin braten, und dann wollte sie's auch aufessen. %S.106 Aber Gretel merkte, was sie im Sinn hatte, und sprach: %S.106 >>Ich wei"s nicht, wie ich's machen soll; wie komm ich da %S.106 hinein?<< >>Dumme Gans<<, sagte die Alte, >>die "Offnung %S.106 ist gro"s genug, siehst du wohl, ich k"onnte selbst hinein<<, %S.107 krappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. %S.107 Da gab ihr Gretel einen Sto"s, da"s sie weit hineinfuhr, %S.107 machte die eiserne T"ur zu und schob den Riegel vor. Hu! %S.107 da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief %S.107 fort, und die gottlose Hexe mu"ste elendiglich verbrennen. %S.107 Gretel aber lief schnurstracks zum H"ansel, "offnete sein %S.107 St"allchen und rief: >>H"ansel, wir sind erl"ost, die alte Hexe %S.107 ist tot.<< Da sprang H"ansel heraus, wie ein Vogel aus dem %S.107 K"afig, wenn ihm die T"ure aufgemacht wird. Wie haben %S.107 sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind %S.107 herumgesprungen und haben sich gek"u"st! Und weil sie %S.107 sich nicht mehr zu f"urchten brauchten, so gingen sie in %S.107 das Haus der Hexe hinein, da standen in allen Ecken %S.107 Kasten mit Perlen und Edelsteinen. >>Die sind noch %S.107 besser als Kieselsteine<<, sagte H"ansel und steckte in seine %S.107 Taschen, was hinein wollte, und Gretel sagte: >>Ich will %S.107 auch etwas mit nach Haus bringen<<, und f"ullte sich sein %S.107 Sch"urzchen voll. >>Aber jetzt wollen wir fort<<, sagte %S.107 H"ansel, >>damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.<< %S.107 Als sie aber ein paar Stunden gegangen waren, %S.107 gelangten sie an ein gro"ses Wasser. >>Wir k"onnen nicht %S.107 hin"uber<<, sprach H"ansel, >>ich sehe keinen Steg und keine %S.107 Br"ucke.<< >>Hier f"ahrt auch kein Schiffchen<<, antwortete %S.107 Gretel, >>aber da schwimmt eine wei"se Ente, wenn ich %S.107 die bitte, so hilft sie uns hin"uber.<< Da rief sie: %S.107 \begin{verse} >>Entchen, Entchen, \\ %S.107 da steht Gretel und H"ansel. \\ %S.107 Kein Steg und keine Br"ucke, \\ %S.107 nimm uns auf deinen wei"sen R"ucken.<< %S.107 \end{verse} Das Entchen kam auch heran, und H"ansel setzte sich auf %S.107 und bat sein Schwesterchen, sich zu ihm zu setzen. %S.107 >>Nein<<, antwortete Gretel, >>es wird dem Entchen zu %S.107 schwer, es soll uns nacheinander hin"uberbringen.<< Das %S.107 tat das gute Tierchen, und als sie gl"ucklich dr"uben waren %S.107 und ein Weilchen fortgingen, da kam ihnen der Wald %S.108 immer bekannter und immer bekannter vor, und endlich %S.108 erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus. Da fingen %S.108 sie an zu laufen, st"urzten in die Stube hinein und fielen %S.108 ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe %S.108 Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen %S.108 hatte, die Frau aber war gestorben. Gretel sch"uttete sein %S.108 Sch"urzchen aus, da"s die Perlen und Edelsteine in der %S.108 Stube herumsprangen, und H"ansel warf eine Handvoll %S.108 nach der andern aus seiner Tasche dazu. Da hatten alle %S.108 Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen. %S.108 Mein M"archen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie %S.108 f"angt, darf sich eine gro"se, gro"se Pelzkappe daraus %S.108 machen. %S.108