% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO, am 25. Januar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 27. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 14: Die drei Spinnerinnen} \markright{KHM 14: Die drei Spinnerinnen} Es war ein M"adchen faul und wollte nicht spinnen, und %S.97 die Mutter mochte sagen, was sie wollte, sie konnte es %S.97 nicht dazu bringen. Endlich "ubernahm die Mutter einmal %S.97 Zorn und Ungeduld, da"s sie ihm Schl"age gab, wor"uber %S.97 es laut zu weinen anfing. Nun fuhr gerade die K"onigin %S.97 vorbei, und als sie das Weinen h"orte, lie"s sie anhalten, %S.97 trat in das Haus und fragte die Mutter, warum sie ihre %S.97 Tochter schl"uge, da"s man drau"sen auf der Stra"se das %S.97 Schreien h"orte. Da sch"amte sich die Frau, da"s sie die %S.97 Faulheit ihrer Tochter offenbaren sollte, und sprach: %S.97 >>Ich kann sie nicht vom Spinnen abbringen, sie will %S.97 immer und ewig spinnen, und ich bin arm und kann den %S.97 Flachs nicht herbeischaffen.<< Da antwortete die K"onigin: %S.97 >>Ich h"ore nichts lieber als Spinnen und bin nicht vergn"ugter, %S.97 als wenn die R"ader schnurren: gebt mir Eure %S.97 Tochter mit ins Schlo"s, ich habe Flachs genug, da soll sie %S.97 spinnen, soviel sie Lust hat.<< Die Mutter war's von %S.97 Herzen gerne zufrieden, und die K"onigin nahm das %S.97 M"adchen mit. Als sie ins Schlo"s gekommen waren, %S.97 f"uhrte sie es hinauf zu drei Kammern, die lagen von %S.97 unten bis oben voll vom sch"onsten Flachs. >>Nun spinn %S.98 mir diesen Flachs<<, sprach sie, >>und wenn du es fertig %S.98 bringst, so sollst du meinen "altesten Sohn zum Gemahl %S.98 haben; bist du gleich arm, so acht ich nicht darauf, dein %S.98 unverdro"sner Flei"s ist Ausstattung genug.<< Das M"adchen %S.98 erschrak innerlich, denn es konnte den Flachs nicht %S.98 spinnen, und w"ar's dreihundert Jahr alt geworden und %S.98 h"atte jeden Tag vom Morgen bis Abend dabei gesessen. %S.98 Als es nun allein war, fing es an zu weinen und sa"s so %S.98 drei Tage, ohne die Hand zu r"uhren. Am dritten Tage %S.98 kam die K"onigin, und als sie sah, da"s noch nichts %S.98 gesponnen war, verwunderte sie sich, aber das M"adchen %S.98 entschuldigte sich damit, da"s es vor gro"ser Betr"ubnis %S.98 "uber die Entfernung aus seiner Mutter Hause noch nicht %S.98 h"atte anfangen k"onnen. Das lie"s sich die K"onigin gefallen, %S.98 sagte aber beim Weggehen: >>Morgen mu"st du mir %S.98 anfangen zu arbeiten.<< %S.98 Als das M"adchen wieder allein war, wu"ste es sich nicht %S.98 mehr zu raten und zu helfen und trat in seiner Betr"ubnis %S.98 vor das Fenster. Da sah es drei Weiber herkommen, %S.98 davon hatte die erste einen breiten Platschfu"s, die zweite %S.98 hatte eine so gro"se Unterlippe, da"s sie "uber das Kinn %S.98 herunterhing, und die dritte hatte einen breiten Daumen. %S.98 Die blieben vor dem Fenster stehen, schauten hinauf und %S.98 fragten das M"adchen, was ihm fehlte. Es klagte ihnen %S.98 seine Not, da trugen sie ihm ihre H"ulfe an und sprachen: %S.98 >>Willst du uns zur Hochzeit einladen, dich unser nicht %S.98 sch"amen und uns deine Basen hei"sen, auch an deinen %S.98 Tisch setzen, so wollen wir dir den Flachs wegspinnen, %S.98 und das in kurzer Zeit.<< >>Von Herzen gern<<, antwortete %S.98 es, >>kommt nur herein und fangt gleich die Arbeit an.<< %S.98 Da lie"s es die drei seltsamen Weiber herein und machte %S.98 in der ersten Kammer eine L"u"cke, wo sie sich hinsetzten %S.98 und ihr Spinnen anhuben. Die eine zog den Faden und %S.98 trat das Rad, die andere netzte den Faden, die dritte %S.98 drehte ihn und schlug mit dem Finger auf den Tisch, und %S.98 sooft sie schlug, fiel eine Zahl Garn zur Erde, und das %S.99 war aufs feinste gesponnen. Vor der K"onigin verbarg sie %S.99 die drei Spinnerinnen und zeigte ihr, sooft sie kam, die %S.99 Menge des gesponnenen Garns, da"s diese des Lobes kein %S.99 Ende fand. Als die erste Kammer leer war, ging's an die %S.99 zweite, endlich an die dritte, und die war auch bald %S.99 ausger"aumt. Nun nahmen die drei Weiber Abschied und %S.99 sagten zum M"adchen: >>Vergi"s nicht, was du uns versprochen %S.99 hast, es wird dein Gl"uck sein.<< %S.99 Als das M"adchen der K"onigin die leeren Kammern und %S.99 den gro"sen Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit %S.99 aus, und der Br"autigam freute sich, da"s er eine so %S.99 geschickte und flei"sige Frau bek"ame, und lobte sie %S.99 gewaltig. >>Ich habe drei Basen<<, sprach das M"adchen, %S.99 >>und da sie mir viel Gutes getan haben, so wollte ich sie %S.99 nicht gern in meinem Gl"uck vergessen: erlaubt doch, da"s %S.99 ich sie zu der Hochzeit einlade und da"s sie mit an dem %S.99 Tisch sitzen.<< Die K"onigin und der Br"autigam sprachen: %S.99 >>Warum sollen wir das nicht erlauben?<< Als nun das Fest %S.99 anhub, traten die drei Jungfern in wunderlicher Tracht %S.99 herein, und die Braut sprach: >>Seid willkommen, liebe %S.99 Basen.<< >>Ach<<, sagte der Br"autigam, >>wie kommst du zu %S.99 der garstigen Freundschaft?<< Darauf ging er zu der einen %S.99 mit dem breiten Platschfu"s und fragte: >>Wovon habt Ihr %S.99 einen solchen breiten Fu"s?<< >>Vom Treten<<, antwortete %S.99 sie, >>vom Treten.<< Da ging der Br"autigam zur zweiten %S.99 und sprach: >>Wovon habt Ihr nur die herunterh"angende %S.99 Lippe?<< >>Vom Le"cken<<, antwortete sie, >>vom Le"cken.<< %S.99 Da fragte er die dritte: >>Wovon habt Ihr den breiten %S.99 Daumen?<< >>Vom Faden drehen<<, antwortete sie, >>vom %S.99 Faden drehen.<< Da erschrak der K"onigssohn und sprach: %S.99 >>So soll mir nun und nimmermehr meine sch"one Braut %S.99 ein Spinnrad anr"uhren.<< Damit war sie das b"ose Flachsspinnen %S.99 los. %S.99