% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 29. Dezember 2000 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 8: Der wunderliche Spielmann} \markright{KHM 8: Der wunderliche Spielmann} Es war einmal ein wunderlicher Spielmann, der ging %S.68 durch einen Wald mutterselig allein und dachte hin und %S.68 her, und als f"ur seine Gedanken nichts mehr "ubrig war, %S.68 sprach er zu sich selbst: >>Mir wird hier im Walde Zeit %S.68 und Weile lang, ich will einen guten Gesellen herbeiholen.<< %S.68 Da nahm er die Geige vom R"u"cken und fidelte eins, %S.68 da"s es durch die B"aume schallte. Nicht lange, so kam ein %S.68 Wolf durch das Di"ckicht dahergetrabt. >>Ach, ein Wolf %S.68 kommt! Nach dem trage ich kein Verlangen<<, sagte der %S.68 Spielmann; aber der Wolf schritt n"aher und sprach zu %S.68 ihm: >>Ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so sch"on! %S.68 Das m"ocht ich auch lernen.<< >>Das ist bald gelernt<<, %S.68 antwortete ihm der Spielmann, >>du mu"st nur alles tun, %S.68 was ich dich hei"se.<< >>O Spielmann<<, sprach der Wolf, %S.68 >>ich will dir gehorchen wie ein Sch"uler seinem Meister.<< %S.68 Der Spielmann hie"s ihn mitgehen, und als sie ein St"uck %S.68 Wegs zusammen gegangen waren, kamen sie an einen %S.69 alten Eichbaum, der innen hohl und in der Mitte aufgerissen %S.69 war. >>Sieh her<<, sprach der Spielmann, >>willst du %S.69 fideln lernen, so lege die Vorderpfoten in diesen Spalt.<< %S.69 Der Wolf gehorchte, aber der Spielmann hob schnell %S.69 einen Stein auf und keilte ihm die beiden Pfoten mit %S.69 einem Schlag so fest, da"s er wie ein Gefangener da %S.69 liegenbleiben mu"ste. >>Warte da so lange, bis ich wiederkomme<<, %S.69 sagte der Spielmann und ging seines Weges. %S.69 "Uber eine Weile sprach er abermals zu sich selber: >>Mir %S.69 wird hier im Walde Zeit und Weile lang, ich will einen %S.69 andern Gesellen herbeiholen<<, nahm seine Geige und %S.69 fidelte wieder in den Wald hinein. Nicht lange, so kam %S.69 ein Fuchs durch die B"aume dahergeschlichen. >>Ach, ein %S.69 Fuchs kommt!<< sagte der Spielmann. >>Nach dem trage %S.69 ich kein Verlangen.<< Der Fuchs kam zu ihm heran und %S.69 sprach: >>Ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so %S.69 sch"on! Das m"ocht ich auch lernen.<< >>Das ist bald %S.69 gelernt<<, sprach der Spielmann, >>du mu"st nur alles tun, %S.69 was ich dich hei"se.<< >>O Spielmann<<, antwortete der %S.69 Fuchs, >>ich will dir gehorchen wie ein Sch"uler seinem %S.69 Meister.<< >>Folge mir<<, sagte der Spielmann, und als sie %S.69 ein St"uck Wegs gegangen waren, kamen sie auf einen %S.69 Fu"sweg, zu dessen beiden Seiten hohe Str"auche standen. %S.69 Da hielt der Spielmann still, bog von der einen Seite ein %S.69 Haselnu"sb"aumchen zur Erde herab und trat mit dem %S.69 Fu"s auf die Spitze, dann bog er von der andern Seite %S.69 noch ein B"aumchen herab und sprach: >>Wohlan, F"uchslein, %S.69 wenn du etwas lernen willst, so reich mir deine linke %S.69 Vorderpfote.<< Der Fuchs gehorchte, und der Spielmann %S.69 band ihm die Pfote an den linken Stamm. >>F"uchslein<<, %S.69 sprach er, >>nun reich mir die rechte.<< Die band er ihm an %S.69 den rechten Stamm. Und als er nachgesehen hatte, ob die %S.69 Knoten der Stri"cke auch fest genug waren, lie"s er los, %S.69 und die B"aumchen fuhren in die H"ohe und schnellten das %S.69 F"uchslein hinauf, da"s es in der Luft schwebte und zappelte. %S.69 >>Warte da so lange, bis ich wiederkomme<<, sagte %S.70 der Spielmann und ging seines Weges. %S.70 Wiederum sprach er zu sich: >>Zeit und Weile wird mir %S.70 hier im Walde lang; ich will einen andern Gesellen %S.70 herbeiholen<<, nahm seine Geige, und der Klang %S.70 erschallte durch den Wald. Da kam ein H"aschen dahergesprungen. %S.70 >>Ach, ein Hase kommt!<< sagte der Spielmann. %S.70 >>Den wollte ich nicht haben.<< >>Ei, du lieber %S.70 Spielmann<<, sagte das H"aschen, >>was fidelst du so sch"on, %S.70 das m"ochte ich auch lernen.<< >>Das ist bald gelernt<<, %S.70 sprach der Spielmann, >>du mu"st nur alles tun, was ich %S.70 dich hei"se.<< >>O Spielmann<<, antwortete das H"aslein, %S.70 >>ich will dir gehorchen wie ein Sch"uler seinem Meister.<< %S.70 Sie gingen ein St"uck Wegs zusammen, bis sie zu einer %S.70 lichten Stelle im Wald kamen, wo ein Espenbaum stand. %S.70 Der Spielmann band dem H"aschen einen langen Bindfaden %S.70 um den Hals, wovon er das andere Ende an den %S.70 Baum kn"upfte. >>Munter, H"aschen, jetzt spring mir %S.70 zwanzigmal um den Baum herum<<, rief der Spielmann, %S.70 und das H"aschen gehorchte, und wie es zwanzigmal %S.70 herumgelaufen war, so hatte sich der Bindfaden zwanzigmal %S.70 um den Stamm gewi"ckelt, und das H"aschen war %S.70 gefangen, und es mochte ziehen und zerren, wie es %S.70 wollte, es schnitt sich nur den Faden in den weichen %S.70 Hals. >>Warte da so lange, bis ich wiederkomme<<, sprach %S.70 der Spielmann und ging weiter. %S.70 Der Wolf indessen hatte ger"uckt, gezogen, an dem Stein %S.70 gebissen und so lange gearbeitet, bis er die Pfoten frei %S.70 gemacht und wieder aus der Spalte gezogen hatte. Voll %S.70 Zorn und Wut eilte er hinter dem Spielmann her und %S.70 wollte ihn zerrei"sen. Als ihn der Fuchs laufen sah, fing er %S.70 an zu jammern und schrie aus Leibeskr"aften: >>Bruder %S.70 Wolf, komm mir zur Hilfe, der Spielmann hat mich %S.70 betrogen.<< Der Wolf zog die B"aumchen herab, bi"s die %S.70 Schn"ure entzwei und machte den Fuchs frei, der mit ihm %S.70 ging und an dem Spielmann Rache nehmen wollte. Sie %S.70 fanden das gebundene H"aschen, das sie ebenfalls erl"osten, %S.71 und dann suchten alle zusammen ihren Feind auf. %S.71 Der Spielmann hatte auf seinem Weg abermals seine %S.71 Fidel erklingen lassen, und diesmal war er gl"ucklicher %S.71 gewesen. Die T"one drangen zu den Ohren eines armen %S.71 Holzhauers, der alsbald, er mochte wollen oder nicht, %S.71 von der Arbeit ablie"s und mit dem Beil unter dem Arme %S.71 herankam, die Musik zu h"oren. >>Endlich kommt doch %S.71 der rechte Geselle<<, sagte der Spielmann, >>denn einen %S.71 Menschen suchte ich und keine wilden Tiere.<< Und fing %S.71 an und spielte so sch"on und lieblich, da"s der arme Mann %S.71 wie bezaubert dastand und ihm das Herz vor Freude %S.71 aufging. Und wie er so stand, kamen der Wolf, der Fuchs %S.71 und das H"aslein heran, und er merkte wohl, da"s sie %S.71 etwas B"oses im Schilde f"uhrten. Da erhob er seine blinkende %S.71 Axt und stellte sich vor den Spielmann, als wollte %S.71 er sagen: Wer an ihn will, der h"ute sich, der hat es mit %S.71 mir zu tun. Da ward den Tieren angst und liefen in den %S.71 Wald zur"uck, der Spielmann aber spielte dem Manne %S.71 noch eins zum Dank und zog dann weiter. %S.71