% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 29. Dezember 2000 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 6: Der treue Johannes} \markright{KHM 6: Der treue Johannes} Es war einmal ein alter K"onig, der war krank und dachte: %S.55 >>Es wird wohl das Totenbett sein, auf dem ich liege.<< Da %S.55 sprach er: >>La"st mir den getreuen Johannes kommen.<< %S.55 Der getreue Johannes war sein liebster Diener und hie"s %S.55 so, weil er ihm sein Lebelang so treu gewesen war. Als er %S.55 nun vor das Bett kam, sprach der K"onig zu ihm: %S.55 >>Getreuester Johannes, ich f"uhle, da"s mein Ende herannaht, %S.55 und da habe ich keine andere Sorge als um meinen %S.55 Sohn: er ist noch in jungen Jahren, wo er sich nicht %S.55 immer zu raten wei"s, und wenn du mir nicht versprichst, %S.55 ihn zu unterrichten in allem, was er wissen mu"s, und %S.55 sein Pflegevater zu sein, so kann ich meine Augen nicht %S.55 in Ruhe schlie"sen.<< Da antwortete der getreue Johannes: %S.55 >>Ich will ihn nicht verlassen und will ihm mit Treue %S.55 dienen, wenn's auch mein Leben kostet.<< Da sagte der %S.55 alte K"onig: >>So sterb ich getrost und in Frieden.<< Und %S.55 sprach dann weiter: >>Nach meinem Tode sollst du ihm %S.55 das ganze Schlo"s zeigen, alle Kammern, S"ale und %S.55 Gew"olbe, und alle Sch"atze, die darin liegen: aber die %S.55 letzte Kammer in dem langen Gange sollst du ihm nicht %S.55 zeigen, worin das Bild der K"onigstochter vom goldenen %S.55 Dache verborgen steht. Wenn er das Bild erblickt, wird %S.55 er eine heftige Liebe zu ihr empfinden und wird in %S.55 Ohnmacht niederfallen und wird ihretwegen in gro"se %S.55 Gefahren geraten; davor sollst du ihn h"uten.<< Und als %S.55 der treue Johannes nochmals dem alten K"onig die Hand %S.55 darauf gegeben hatte, ward dieser still, legte sein Haupt %S.55 auf das Kissen und starb. %S.55 Als der alte K"onig zu Grabe getragen war, da erz"ahlte %S.55 der treue Johannes dem jungen K"onig, was er seinem %S.55 Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte: %S.55 >>Das will ich gewi"slich halten und will dir treu sein, wie %S.55 ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.<< %S.56 Die Trauer ging vor"uber, da sprach der treue Johannes %S.56 zu ihm: >>Es ist nun Zeit, da"s du dein Erbe siehst: ich will %S.56 dir dein v"aterliches Schlo"s zeigen.<< Da f"uhrte er ihn %S.56 "uberall herum, auf und ab, und lie"s ihn alle die Reicht"umer %S.56 und pr"achtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer %S.56 "offnete er nicht, worin das gef"ahrliche Bild stand. %S.56 Das Bild war aber so gestellt, da"s wenn die T"ure aufging, %S.56 man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, da"s %S.56 man meinte, es leibte und lebte und es g"abe nichts %S.56 Lieblicheres und Sch"oneres auf der ganzen Welt. Der %S.56 junge K"onig aber merkte wohl, da"s der getreue Johannes %S.56 immer an einer T"ur vor"uberging, und sprach: >>Warum %S.56 schlie"sest du mir diese niemals auf?<< >>Es ist etwas %S.56 darin<<, antwortete er, >>vor dem du erschrickst.<< Aber %S.56 der K"onig antwortete: >>Ich habe das ganze Schlo"s gesehen, %S.56 so will ich auch wissen, was darin ist<<, ging und %S.56 wollte die T"ure mit Gewalt "offnen. Da hielt ihn der %S.56 getreue Johannes zur"uck und sagte: >>Ich habe es deinem %S.56 Vater vor seinem Tode versprochen, da"s du nicht sehen %S.56 sollst, was in der Kammer steht: es k"onnte dir und mir zu %S.56 gro"sem Ungl"uck ausschlagen.<< >>Ach nein<<, antwortete %S.56 der junge K"onig, >>wenn ich nicht hineinkomme, so ist's %S.56 mein sicheres Verderben: ich w"urde Tag und Nacht %S.56 keine Ruhe haben, bis ich's mit meinen Augen gesehen %S.56 h"atte. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen %S.56 hast.<< %S.56 Da sah der getreue Johannes, da"s es nicht mehr zu %S.56 "andern war, und suchte mit schwerem Herzen und vielem %S.56 Seufzen aus dem gro"sen Bund den Schl"ussel heraus. %S.56 Als er die T"ure ge"offnet hatte, trat er zuerst hinein und %S.56 dachte, er wolle das Bildnis bede"cken, da"s es der K"onig %S.56 vor ihm nicht s"ahe; aber was half das? Der K"onig stellte %S.56 sich auf die Fu"sspitzen und sah ihm "uber die Schulter. %S.56 Und als er das Bildnis der Jungfrau erblickte, das so %S.56 herrlich war und von Gold und Edelsteinen gl"anzte, da %S.56 fiel er ohnm"achtig zur Erde nieder. Der getreue Johannes %S.57 hob ihn auf, trug ihn in sein Bett und dachte voll Sorgen: %S.57 >>Das Ungl"uck ist geschehen, Herr Gott, was will daraus %S.57 werden!<< Dann st"arkte er ihn mit Wein, bis er wieder zu %S.57 sich selbst kam. Das erste Wort, das er sprach, war: %S.57 >>Ach! wer ist das sch"one Bild?<< >>Das ist die K"onigstochter %S.57 vom goldenen Dache<<, antwortete der treue Johannes. %S.57 Da sprach der K"onig weiter: >>Meine Liebe zu ihr ist %S.57 so gro"s, wenn alle Bl"atter an den B"aumen Zungen w"aren, %S.57 sie k"onnten's nicht aussagen; mein Leben setze ich daran, %S.57 da"s ich sie erlange. Du bist mein getreuster Johannes, du %S.57 mu"st mir beistehen.<< Der treue Diener besann sich lange, wie die Sache anzufangen %S.57 w"are, denn es hielt schwer, nur vor das Angesicht %S.57 der K"onigstochter zu kommen. Endlich hatte er ein %S.57 Mittel ausgedacht und sprach zu dem K"onig: >>Alles, was %S.57 sie um sich hat, ist von Gold, Tische, St"uhle, Sch"usseln, %S.57 Becher, N"apfe und alles Hausger"at; in deinem Schatze %S.57 liegen f"unf Tonnen Goldes, la"s eine von den Goldschmieden %S.57 des Reichs verarbeiten zu allerhand Gef"a"sen %S.57 und Ger"atschaften, zu allerhand V"ogeln, Gewild und %S.57 wunderbaren Tieren, das wird ihr gefallen, wir wollen %S.57 damit hinfahren und unser Gl"uck versuchen.<< Der K"onig %S.57 hie"s alle Goldschmiede herbeiholen, die mu"sten Tag und %S.57 Nacht arbeiten, bis endlich die herrlichsten Dinge fertig %S.57 waren. Als alles auf ein Schiff geladen war, zog der %S.57 getreue Johannes Kaufmannskleider an, und der K"onig %S.57 mu"ste ein gleiches tun, um sich ganz unkenntlich zu %S.57 machen. Dann fuhren sie "uber das Meer und fuhren so %S.57 lange, bis sie zu der Stadt kamen, worin die K"onigstochter %S.57 vom goldenen Dache wohnte. %S.57 Der treue Johannes hie"s den K"onig auf dem Schiffe %S.57 zur"uckbleiben und auf ihn warten. >>Vielleicht<<, sprach %S.57 er, >>bring ich die K"onigstochter mit, darum sorgt, da"s %S.57 alles in Ordnung ist, la"st die Goldgef"a"se aufstellen und %S.57 das ganze Schiff ausschm"u"cken.<< Darauf suchte er sich in %S.57 sein Sch"urzchen allerlei von den Goldsachen zusammen, %S.58 stieg ans Land und ging gerade nach dem k"oniglichen %S.58 Schlo"s. Als er in den Schlo"shof kam, stand da beim %S.58 Brunnen ein sch"ones M"adchen, das hatte zwei goldene %S.58 Eimer in der Hand und sch"opfte damit. Und als es das %S.58 blinkende Wasser forttragen wollte und sich umdrehte, %S.58 sah es den fremden Mann und fragte, wer er w"are. Da %S.58 antwortete er: >>Ich bin ein Kaufmann<<, und "offnete sein %S.58 Sch"urzchen und lie"s sie hineinschauen. Da rief sie: >>Ei, %S.58 was f"ur sch"ones Goldzeug!<<, setzte die Eimer nieder und %S.58 betrachtete eins nach dem andern. Da sprach das M"adchen: %S.58 >>Das mu"s die K"onigstochter sehen, die hat so %S.58 gro"se Freude an den Goldsachen, da"s sie Euch alles %S.58 abkauft.<< Es nahm ihn bei der Hand und f"uhrte ihn %S.58 hinauf, denn es war die Kammerjungfer. Als die K"onigstochter %S.58 die Ware sah, war sie ganz vergn"ugt und sprach: %S.58 >>Es ist so sch"on gearbeitet, da"s ich dir alles abkaufen %S.58 will.<< Aber der getreue Johannes sprach: >>Ich bin nur %S.58 der Diener von einem reichen Kaufmann: was ich hier %S.58 habe, ist nichts gegen das, was mein Herr auf seinem %S.58 Schiff stehen hat, und das ist das K"unstlichste und K"ostlichste, %S.58 was je in Gold ist gearbeitet worden.<< Sie wollte %S.58 alles heraufgebracht haben, aber er sprach: >>Dazu geh"oren %S.58 viele Tage, so gro"s ist die Menge, und so viel S"ale, %S.58 um es aufzustellen, da"s Euer Haus nicht Raum daf"ur %S.58 hat.<< Da ward ihre Neugierde und Lust immer mehr %S.58 angeregt, so da"s sie endlich sagte: >>F"uhre mich hin zu %S.58 dem Schiff, ich will selbst hingehen und deines Herrn %S.58 Sch"atze betrachten.<< %S.58 Da f"uhrte sie der getreue Johannes zu dem Schiffe hin %S.58 und war ganz freudig, und der K"onig, als er sie erblickte, %S.58 sah, da"s ihre Sch"onheit noch gr"o"ser war, als das Bild sie %S.58 dargestellt hatte, und meinte nicht anders, als das Herz %S.58 wollte ihm zerspringen. Nun stieg sie in das Schiff, und %S.58 der K"onig f"uhrte sie hinein; der getreue Johannes aber %S.58 blieb zur"uck bei dem Steuermann und hie"s das Schiff %S.58 absto"sen: >>Spannt alle Segel auf, da"s es fliegt wie ein %S.59 Vogel in der Luft.<< Der K"onig aber zeigte ihr drinnen %S.59 das goldene Geschirr, jedes einzeln, die Sch"usseln, %S.59 Becher, N"apfe, die V"ogel, das Gewild und die wunderbaren %S.59 Tiere. Viele Stunden gingen herum, w"ahrend sie %S.59 alles besah, und in ihrer Freude merkte sie nicht, da"s das %S.59 Schiff dahinfuhr. Nachdem sie das letzte betrachtet %S.59 hatte, dankte sie dem Kaufmann und wollte heim, als sie %S.59 aber an des Schiffes Rand kam, sah sie, da"s es fern vom %S.59 Land auf hohem Meere ging und mit vollen Segeln %S.59 forteilte. >>Ach<<, rief sie erschro"cken, >>ich bin betrogen, %S.59 ich bin entf"uhrt und in die Gewalt eines Kaufmanns %S.59 geraten; lieber wollt ich sterben!<< Der K"onig aber fa"ste %S.59 sie bei der Hand und sprach: >>Ein Kaufmann bin ich %S.59 nicht, ich bin ein K"onig und nicht geringer an Geburt, als %S.59 du bist; aber da"s ich dich mit List entf"uhrt habe, das ist %S.59 aus "ubergro"ser Liebe geschehen. Das erstemal, als ich %S.59 dein Bildnis gesehen habe, bin ich ohnm"achtig zur Erde %S.59 gefallen.<< Als die K"onigstochter vom goldenen Dache %S.59 das h"orte, ward sie getr"ostet, und ihr Herz ward ihm %S.59 geneigt, so da"s sie gerne einwilligte, seine Gemahlin zu %S.59 werden. %S.59 Es trug sich aber zu, w"ahrend sie auf dem hohen Meere %S.59 dahinfuhren, da"s der getreue Johannes, als er vorn auf %S.59 dem Schiffe sa"s und Musik machte, in der Luft drei %S.59 Raben erblickte, die dahergeflogen kamen. Da h"orte er %S.59 auf zu spielen und horchte, was sie miteinander sprachen, %S.59 denn er verstand das wohl. Die eine rief: >>Ei, da %S.59 f"uhrt er die K"onigstochter vom goldenen Dache heim.<< %S.59 >>Ja<<, antwortete die zweite, >>er hat sie noch nicht.<< %S.59 Sprach die dritte: >>Er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im %S.59 Schiffe.<< Da fing die erste wieder an und rief: >>Was hilft %S.59 ihm das! Wenn sie ans Land kommen, wird ihm ein %S.59 fuchsrotes Pferd entgegenspringen; da wird er sich aufschwingen %S.59 wollen, und tut er das, so sprengt es mit ihm %S.59 fort und in die Luft hinein, da"s er nimmermehr seine %S.59 Jungfrau wiedersieht.<< Sprach die zweite: >>Ist gar keine %S.60 Rettung?<< >>O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das %S.60 Feuergewehr, das in den Halftern ste"cken mu"s, herausnimmt %S.60 und das Pferd damit totschie"st, so ist der junge %S.60 K"onig gerettet. Aber wer wei"s das! Und wer's wei"s und %S.60 sagt's ihm, der wird zu Stein von den Fu"szehen bis zum %S.60 Knie.<< Da sprach die zweite: >>Ich wei"s noch mehr, %S.60 wenn das Pferd auch get"otet wird, so beh"alt der junge %S.60 K"onig doch nicht seine Braut; wenn sie zusammen ins %S.60 Schlo"s kommen, so liegt dort ein gemachtes Brauthemd %S.60 in einer Sch"ussel und sieht aus, als w"ar's von Gold und %S.60 Silber gewebt, ist aber nichts als Schwefel und Pech: %S.60 wenn er's antut, verbrennt es ihn bis aufs Mark und %S.60 Knochen.<< Sprach die dritte: >>Ist da gar keine Rettung?<< %S.60 >>O ja<<, antwortete die zweite, >>wenn einer mit Handschuhen %S.60 das Hemd packt und wirft es ins Feuer, da"s es %S.60 verbrennt, so ist der junge K"onig gerettet. Aber was %S.60 hilft's! Wer's wei"s und es ihm sagt, der wird halbes %S.60 Leibes Stein vom Knie bis zum Herzen.<< Da sprach die %S.60 dritte; >>Ich wei"s noch mehr, wird das Brauthemd auch %S.60 verbrannt, so hat der junge K"onig seine Braut doch noch %S.60 nicht; wenn nach der Hochzeit der Tanz anhebt und die %S.60 junge K"onigin tanzt, wird sie pl"otzlich erbleichen und %S.60 wie tot hinfallen: und hebt sie nicht einer auf und zieht %S.60 aus ihrer rechten Brust drei Tropfen Blut und speit sie %S.60 wieder aus, so stirbt sie. Aber verr"at das einer, der es %S.60 wei"s, so wird er ganzes Leibes zu Stein vom Wirbel bis %S.60 zur Fu"szehe.<< Als die Raben das miteinander gesprochen %S.60 hatten, flogen sie weiter, und der getreue Johannes %S.60 hatte alles wohl verstanden, aber von der Zeit an war er %S.60 still und traurig; denn verschwieg er seinem Herrn, was %S.60 er geh"ort hatte, so war dieser ungl"ucklich: entdeckte er es %S.60 ihm, so mu"ste er selbst sein Leben hingeben. Endlich %S.60 aber sprach er bei sich: >>Meinen Herrn will ich retten, %S.60 und sollt ich selbst dar"uber zugrunde gehen.<< %S.60 Als sie nun ans Land kamen, da geschah es, wie die Rabe %S.60 vorhergesagt hatte, und es sprengte ein pr"achtiger fuchsroter %S.61 Gaul daher. >>Wohlan<<, sprach der K"onig, >>der soll %S.61 mich in mein Schlo"s tragen<<, und wollte sich aufsetzen, %S.61 doch der treue Johannes kam ihm zuvor, schwang sich %S.61 schnell darauf, zog das Gewehr aus den Halftern und %S.61 scho"s den Gaul nieder. Da riefen die andern Diener des %S.61 K"onigs, die dem treuen Johannes doch nicht gut waren: %S.61 >>Wie sch"andlich, das sch"one Tier zu t"oten, das den %S.61 K"onig in sein Schlo"s tragen sollte!<< Aber der K"onig %S.61 sprach: >>Schweigt und la"st ihn gehen, es ist mein %S.61 getreuester Johannes, wer wei"s, wozu das gut ist!<< Nun %S.61 gingen sie ins Schlo"s, und da stand im Saal eine Sch"ussel, %S.61 und das gemachte Brauthemd lag darin und sah aus nicht %S.61 anders, als w"are es von Gold und Silber. Der junge %S.61 K"onig ging darauf zu und wollte es ergreifen, aber der %S.61 treue Johannes schob ihn weg, packte es mit Handschuhen %S.61 an, trug es schnell ins Feuer und lie"s es verbrennen. %S.61 Die anderen Diener fingen wieder an zu murren und %S.61 sagten: >>Seht, nun verbrennt er gar des K"onigs Brauthemd.<< %S.61 Aber der junge K"onig sprach: >>Wer wei"s, wozu %S.61 es gut ist, la"st ihn gehen, es ist mein getreuester Johannes.<< %S.61 Nun ward die Hochzeit gefeiert: der Tanz hub an, %S.61 und die Braut trat auch hinein, da hatte der treue Johannes %S.61 acht und schaute ihr ins Antlitz; auf einmal erbleichte %S.61 sie und fiel wie tot zur Erde. Da sprang er eilends hinzu, %S.61 hob sie auf und trug sie in eine Kammer, da legte er sie %S.61 nieder, kniete und sog die drei Blutstropfen aus ihrer %S.61 rechten Brust und speite sie aus. Alsbald atmete sie %S.61 wieder und erholte sich, aber der junge K"onig hatte es %S.61 mit angesehen und wu"ste nicht, warum es der getreue %S.61 Johannes getan hatte, ward zornig dar"uber und rief: %S.61 >>Werft ihn ins Gef"angnis.<< Am andern Morgen ward der %S.61 getreue Johannes verurteilt und zum Galgen gef"uhrt, und %S.61 als er oben stand und gerichtet werden sollte, sprach er: %S.61 >>Jeder, der sterben soll, darf vor seinem Ende noch %S.61 einmal reden, soll ich das Recht auch haben?<< >>Ja<<, %S.61 antwortete der K"onig, >>es soll dir verg"onnt sein.<< Da %S.62 sprach der treue Johannes: >>Ich bin mit Unrecht verurteilt %S.62 und bin dir immer treu gewesen<<, und erz"ahlte, wie %S.62 er auf dem Meer das Gespr"ach der Raben geh"ort und wie %S.62 er, um seinen Herrn zu retten, das alles h"atte tun m"ussen. %S.62 Da rief der K"onig: >>O mein treuester Johannes, %S.62 Gnade! Gnade! F"uhrt ihn herunter.<< Aber der treue %S.62 Johannes war bei dem letzten Wort, das er geredet hatte, %S.62 leblos herabgefallen und war ein Stein. %S.62 Dar"uber trug nun der K"onig und die K"onigin gro"ses %S.62 Leid, und der K"onig sprach: >>Ach, was hab ich gro"se %S.62 Treue so "ubel belohnt!<< Und lie"s das steinerne Bild %S.62 aufheben und in seine Schlafkammer neben sein Bett %S.62 stellen. Sooft er es ansah, weinte er und sprach: >>Ach, %S.62 k"onnt ich dich wieder lebendig machen, mein getreuester %S.62 Johannes.<< Es ging eine Zeit herum, da gebar die K"onigin %S.62 Zwillinge, zwei S"ohnlein, die wuchsen heran und %S.62 waren ihre Freude. Einmal, als die K"onigin in der Kirche %S.62 war und die zwei Kinder bei dem Vater sa"sen und %S.62 spielten, sah dieser wieder das steinerne Bildnis voll %S.62 Trauer an, seufzte und rief: >>Ach, k"onnt ich dich wieder %S.62 lebendig machen, mein getreuester Johannes.<< Da fing %S.62 der Stein an zu reden und sprach: >>Ja, du kannst mich %S.62 wieder lebendig machen, wenn du dein Liebstes daran %S.62 wenden willst.<< Da rief der K"onig: >>Alles, was ich auf %S.62 der Welt habe, will ich f"ur dich hingeben.<< Sprach der %S.62 Stein weiter: >>Wenn du mit deiner eigenen Hand deinen %S.62 beiden Kindern den Kopf abhaust und mich mit ihrem %S.62 Blute bestreichst, so erhalte ich das Leben wieder.<< Der %S.62 K"onig erschrak, als er h"orte, da"s er seine liebsten Kinder %S.62 selbst t"oten sollte, doch dachte er an die gro"se Treue und %S.62 da"s der getreue Johannes f"ur ihn gestorben war, zog sein %S.62 Schwert und hieb mit eigener Hand den Kindern den %S.62 Kopf ab. Und als er mit ihrem Blute den Stein bestrichen %S.62 hatte, so kehrte das Leben zur"uck, und der getreue %S.62 Johannes stand wieder frisch und gesund vor ihm. Er %S.62 sprach zum K"onig: >>Deine Treue soll nicht unbelohnt %S.63 bleiben<<, und nahm die H"aupter der Kinder, setzte sie %S.63 auf und bestrich die Wunde mit ihrem Blut, davon %S.63 wurden sie im Augenblick wieder heil, sprangen herum %S.63 und spielten fort, als w"ar ihnen nichts geschehen. Nun %S.63 war der K"onig voll Freude, und als er die K"onigin %S.63 kommen sah, versteckte er den getreuen Johannes und %S.63 die beiden Kinder in einen gro"sen Schrank. Wie sie %S.63 hereintrat, sprach er zu ihr: >>Hast du gebetet in der %S.63 Kirche?<< >>Ja<<, antwortete sie, >>aber ich habe best"andig %S.63 an den treuen Johannes gedacht, da"s er so ungl"ucklich %S.63 durch uns geworden ist.<< Da sprach er: >>Liebe Frau, wir %S.63 k"onnen ihm das Leben wiedergeben, aber es kostet uns %S.63 unsere beiden S"ohnlein, die m"ussen wir opfern.<< Die %S.63 K"onigin ward bleich und erschrak im Herzen, doch %S.63 sprach sie: >>Wir sind's ihm schuldig wegen seiner gro"sen %S.63 Treue.<< Da freute er sich, da"s sie dachte, wie er gedacht %S.63 hatte, ging hin und schlo"s den Schrank auf, holte die %S.63 Kinder und den treuen Johannes heraus und sprach: %S.63 >>Gott sei gelobt, er ist erl"ost, und unsere S"ohnlein haben %S.63 wir auch wieder<<, und erz"ahlte ihr, wie sich alles zugetragen %S.63 hatte. Da lebten sie zusammen in Gl"uckseligkeit %S.63 bis an ihr Ende. %S.63