% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 24. Dezember 2000 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 4: M"archen von einem, der auszog, das F"urchten zu lernen} \markright{KHM 4: M"archen von einem, der auszog \dots} Ein Vater hatte zwei S"ohne, davon war der "alteste klug %S.41 und gescheit und wu"ste sich in alles wohl zu schi"cken, %S.41 der j"ungste aber war dumm, konnte nichts begreifen und %S.41 lernen: und wenn ihn die Leute sahen, sprachen sie: >>Mit %S.41 dem wird der Vater noch seine Last haben!<< Wenn nun %S.41 etwas zu tun war, so mu"ste es der "alteste allzeit ausrichten: %S.41 hie"s ihn aber der Vater noch sp"at oder gar in der %S.41 Nacht etwas holen und der Weg ging dabei "uber den %S.41 Kirchhof oder sonst einen schaurigen Ort, so antwortete %S.41 er wohl: >>Ach nein, Vater, ich gehe nicht dahin, es %S.41 gruselt mir!<< Denn er f"urchtete sich. Oder wenn abends %S.41 beim Feuer Geschichten erz"ahlt wurden, wobei einem %S.41 die Haut schaudert, so sprachen die Zuh"orer manchmal: %S.42 >>Ach, es gruselt mir!<< Der j"ungste sa"s in einer E"cke und %S.42 h"orte das mit an und konnte nicht begreifen, was es %S.42 hei"sen sollte. >>Immer sagen sie: Es gruselt mir! Es %S.42 gruselt mir! Mir gruselt's nicht: das wird wohl eine %S.42 Kunst sein, von der ich auch nichts verstehe.<< %S.42 Nun geschah es, da"s der Vater einmal zu ihm sprach: %S.42 >>H"or du, in der E"cke dort, du wirst gro"s und stark, du %S.42 mu"st auch etwas lernen, womit du dein Brot verdienst. %S.42 Siehst du, wie dein Bruder sich M"uhe gibt, aber an dir ist %S.42 Hopfen und Malz verloren.<< >>Ei, Vater<<, antwortete er, %S.42 >>ich will gerne was lernen; ja, wenn's anginge, so m"ochte %S.42 ich lernen, da"s mir's gruselte; davon verstehe ich noch %S.42 gar nichts.<< Der "alteste lachte, als er das h"orte, und %S.42 dachte bei sich: >>Du lieber Gott, was ist mein Bruder ein %S.42 Dummbart, aus dem wird sein Lebtag nichts: was ein %S.42 H"akchen werden will, mu"s sich beizeiten kr"ummen.<< %S.42 Der Vater seufzte und antwortete ihm: >>Das Gruseln, %S.42 das sollst du schon lernen, aber dein Brot wirst du damit %S.42 nicht verdienen.<< %S.42 Bald danach kam der K"uster zum Besuch ins Haus, da %S.42 klagte ihm der Vater seine Not und erz"ahlte, wie sein %S.42 j"ungster Sohn in allen Dingen so schlecht beschlagen %S.42 w"are, er w"u"ste nichts und lernte nichts. >>Denkt euch, als %S.42 ich ihn fragte, womit er sein Brot verdienen wollte, hat er %S.42 gar verlangt, das Gruseln zu lernen.<< >>Wenn's weiter %S.42 nichts ist<<, antwortete der K"uster, >>das kann er bei mir %S.42 lernen; tut ihn nur zu mir, ich will ihn schon abhobeln.<< %S.42 Der Vater war es zufrieden, weil er dachte: >>Der Junge %S.42 wird doch ein wenig zugestutzt.<< Der K"uster nahm ihn %S.42 also ins Haus, und er mu"ste die Glo"cke l"auten. Nach ein %S.42 paar Tagen weckte er ihn um Mitternacht, hie"s ihn %S.42 aufstehen, in den Kirchturm steigen und l"auten. >>Du %S.42 sollst schon lernen, was Gruseln ist<<, dachte er, ging %S.42 heimlich voraus, und als der Junge oben war und sich %S.42 umdrehte und das Glo"ckenseil fassen wollte, so sah er %S.42 auf der Treppe, dem Schalloch gegen"uber, eine wei"se %S.43 Gestalt stehen. >>Wer da?<< rief er, aber die Gestalt gab %S.43 keine Antwort, regte und bewegte sich nicht. >>Gib Antwort<<, %S.43 rief der Junge, >>oder mache, da"s du fortkommst, %S.43 du hast hier in der Nacht nichts zu schaffen.<< Der K"uster %S.43 aber blieb unbeweglich stehen, damit der Junge glauben %S.43 sollte, es w"are ein Gespenst. Der Junge rief zum zweitenmal: %S.43 >>Was willst du hier? Sprich, wenn du ein ehrlicher %S.43 Kerl bist, oder ich werfe dich die Treppe hinab.<< Der %S.43 K"uster dachte: >>Das wird so schlimm nicht gemeint %S.43 sein<<, gab keinen Laut von sich und stand, als wenn er %S.43 von Stein w"are. Da rief ihn der Junge zum dritten Male %S.43 an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen %S.43 Anlauf und stie"s das Gespenst die Treppe hinab, da"s es %S.43 zehn Stufen hinabfiel und in einer E"cke liegenblieb. %S.43 Darauf l"autete er die Glo"cke, ging heim, legte sich, ohne %S.43 ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die K"usterfrau %S.43 wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte %S.43 nicht wiederkommen. Da ward ihr endlich angst, sie %S.43 weckte den Jungen und fragte: >>Wei"st du nicht, wo mein %S.43 Mann geblieben ist? Er ist vor dir auf den Turm gestiegen.<< %S.43 >>Nein<<, antwortete der Junge, >>aber da hat einer %S.43 dem Schalloch gegen"uber auf der Treppe gestanden, und %S.43 weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen %S.43 wollte, so habe ich ihn f"ur einen Spitzbuben gehalten und %S.43 hinuntergesto"sen. Geht nur hin, so werdet Ihr sehen, ob %S.43 er's gewesen ist, es sollte mir leid tun.<< Die Frau sprang %S.43 fort und fand ihren Mann, der in einer E"cke lag und %S.43 jammerte und ein Bein gebrochen hatte. %S.43 Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu %S.43 dem Vater des Jungen. >>Euer Junge<<, rief sie, >>hat ein %S.43 gro"ses Ungl"uck angerichtet, meinen Mann hat er die %S.43 Treppe hinabgeworfen, da"s er ein Bein gebrochen hat: %S.43 schafft den Taugenichts aus unserm Hause.<< Der Vater %S.43 erschrak, kam herbeigelaufen und schalt den Jungen aus. %S.43 >>Was sind das f"ur gottlose Streiche, die mu"s dir der B"ose %S.43 eingegeben haben.<< >>Vater<<, antwortete er, >>h"ort nur %S.44 an, ich bin ganz unschuldig: er stand da in der Nacht, %S.44 wie einer, der B"oses im Sinne hat. Ich wu"ste nicht, wer's %S.44 war, und habe ihn dreimal ermahnt, zu reden oder %S.44 wegzugehen.<< >>Ach<<, sprach der Vater, >>mit dir erleb %S.44 ich nur Ungl"uck, geh mir aus den Augen, ich will dich %S.44 nicht mehr ansehen.<< >>Ja, Vater, recht gerne, wartet nur, %S.44 bis Tag ist, da will ich ausgehen und das Gruseln lernen, %S.44 so versteh ich doch eine Kunst, die mich ern"ahren kann.<< %S.44 >>Lerne, was du willst<<, sprach der Vater, >>mir ist alles %S.44 einerlei. Da hast du funfzig Taler, damit geh in die weite %S.44 Welt und sage keinem Menschen, wo du her bist und wer %S.44 dein Vater ist, denn ich mu"s mich deiner sch"amen.<< >>Ja, %S.44 Vater, wie Ihr's haben wollt, wenn Ihr nicht mehr verlangt, %S.44 das kann ich leicht in Acht behalten.<< %S.44 Als nun der Tag anbrach, steckte der Junge seine funfzig %S.44 Taler in die Tasche, ging hinaus auf die gro"se Landstra"se %S.44 und sprach immer vor sich hin: >>Wenn mir's nur gruselte! %S.44 Wenn mir's nur gruselte!<< Da kam ein Mann heran, %S.44 der h"orte das Gespr"ach, das der Junge mit sich selber %S.44 f"uhrte, und als sie ein St"uck weiter waren, da"s man den %S.44 Galgen sehen konnte, sagte der Mann zu ihm: >>Siehst %S.44 du, dort ist der Baum, wo siebene mit des Seilers Tochter %S.44 Hochzeit gehalten haben und jetzt das Fliegen lernen: %S.44 setz dich darunter und warte, bis die Nacht kommt, so %S.44 wirst du schon das Gruseln lernen.<< >>Wenn weiter nichts %S.44 dazu geh"ort<<, antwortete der Junge, >>das ist leicht getan; %S.44 lerne ich aber so geschwind das Gruseln, so sollst du %S.44 meine funfzig Taler haben: komm nur morgen fr"uh %S.44 wieder zu mir.<< Da ging der Junge zu dem Galgen, setzte %S.44 sich darunter und wartete, bis der Abend kam. Und weil %S.44 ihn fror, machte er sich ein Feuer an: aber um Mitternacht %S.44 ging der Wind so kalt, da"s er trotz des Feuers nicht %S.44 warm werden wollte. Und als der Wind die Gehenkten %S.44 gegeneinander stie"s, da"s sie sich hin und [her] bewegten, %S.44 so dachte er: >>Du frierst unten bei dem Feuer, was %S.44 m"ogen die da oben erst frieren und zappeln.<< Und weil %S.45 er mitleidig war, legte er die Leiter an, stieg hinauf, %S.45 kn"upfte einen nach dem andern los und holte sie alle %S.45 siebene herab. Darauf sch"urte er das Feuer, blies es an %S.45 und setzte sie ringsherum, da"s sie sich w"armen sollten. %S.45 Aber sie sa"sen da und regten sich nicht, und das Feuer %S.45 ergriff ihre Kleider. Da sprach er: >>Nehmt euch in acht, %S.45 sonst h"ang ich euch wieder hinauf.<< Die Toten aber %S.45 h"orten nicht, schwiegen und lie"sen ihre Lumpen fortbrennen. %S.45 Da ward er b"os und sprach: >>Wenn ihr nicht %S.45 achtgeben wollt, so kann ich euch nicht helfen, ich will %S.45 nicht mit euch verbrennen<<, und hing sie nach der Reihe %S.45 wieder hinauf. Nun setzte er sich zu seinem Feuer und %S.45 schlief ein, und am andern Morgen, da kam der Mann zu %S.45 ihm, wollte die funfzig Taler haben und sprach: >>Nun, %S.45 wei"st du, was Gruseln ist?<< >>Nein<<, antwortete er, %S.45 >>woher sollte ich's wissen? Die da droben haben das %S.45 Maul nicht aufgetan und waren so dumm, da"s sie die %S.45 paar alten Lappen, die sie am Leibe haben, brennen %S.45 lie"sen.<< Da sah der Mann, da"s er die funfzig Taler heute %S.45 nicht davontragen w"urde, ging fort und sprach: >>So einer %S.45 ist mir noch nicht vorgekommen.<< %S.45 Der Junge ging auch seines Weges und fing wieder an, %S.45 vor sich hin zu reden: >>Ach, wenn mir's nur gruselte! %S.45 Ach, wenn mir's nur gruselte!<< Das h"orte ein Fuhrmann, %S.45 der hinter ihm her schritt, und fragte: >>Wer bist du?<< %S.45 >>Ich wei"s nicht<<, antwortete der Junge. Der Fuhrmann %S.45 fragte weiter: >>Wo bist du her?<< >>Ich wei"s nicht.<< >>Wer %S.45 ist dein Vater?<< >>Das darf ich nicht sagen.<< >>Was %S.45 brummst du best"andig in den Bart hinein?<< >>Ei<<, antwortete %S.45 der Junge, >>ich wollte, da"s mir's gruselte, aber %S.45 niemand kann mir's lehren.<< >>La"s dein dummes %S.45 Geschw"atz<<, sprach der Fuhrmann, >>komm, geh mit %S.45 mir, ich will sehen, da"s ich dich unterbringe.<< Der Junge %S.45 ging mit dem Fuhrmann, und abends gelangten sie zu %S.45 einem Wirtshaus, wo sie "ubernachten wollten. Da sprach %S.45 er beim Eintritt in die Stube wieder ganz laut: >>Wenn %S.46 mir's nur gruselte! Wenn mir's nur gruselte!<< Der Wirt, %S.46 der das h"orte, lachte und sprach: >>Wenn dich danach %S.46 l"ustet, dazu sollte hier wohl Gelegenheit sein.<< >>Ach %S.46 schweig stille<<, sprach die Wirtsfrau, >>so mancher Vorwitzige %S.46 hat schon sein Leben eingeb"u"st, es w"are Jammer %S.46 und Schade um die sch"onen Augen, wenn die das Tageslicht %S.46 nicht wiedersehen sollten.<< Der Junge aber sagte: %S.46 >>Wenn's noch so schwer w"are, ich will's einmal lernen, %S.46 deshalb bin ich ja ausgezogen.<< Er lie"s dem Wirt auch %S.46 keine Ruhe, bis dieser erz"ahlte, nicht weit davon st"ande %S.46 ein verw"unschtes Schlo"s, wo einer wohl lernen k"onnte, %S.46 was Gruseln w"are, wenn er nur drei N"achte darin %S.46 wachen wollte. Der K"onig h"atte dem, der's wagen %S.46 wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die %S.46 w"are die sch"onste Jungfrau, welche die Sonne beschien; %S.46 in dem Schlosse steckten auch gro"se Sch"atze, von b"osen %S.46 Geistern bewacht, die w"urden dann frei und k"onnten %S.46 einen Armen reich genug machen. Schon viele w"aren %S.46 wohl hinein-, aber noch keiner wieder herausgekommen. %S.46 Da ging der Junge am andern Morgen vor den K"onig und %S.46 sprach: >>Wenn's erlaubt w"are, so wollte ich wohl drei %S.46 N"achte in dem verw"unschten Schlosse wachen.<< Der %S.46 K"onig sah ihn an, und weil er ihm gefiel, sprach er: >>Du %S.46 darfst dir noch dreierlei ausbitten, aber es m"ussen leblose %S.46 Dinge sein, und das darfst du mit ins Schlo"s nehmen.<< %S.46 Da antwortete er: >>So bitt ich um ein Feuer, eine Drehbank %S.46 und eine Schnitzbank mit dem Messer.<< %S.46 Der K"onig lie"s ihm das alles bei Tage in das Schlo"s %S.46 tragen. Als es Nacht werden wollte, ging der Junge %S.46 hinauf, machte sich in einer Kammer ein helles Feuer an, %S.46 stellte die Schnitzbank mit dem Messer daneben und %S.46 setzte sich auf die Drehbank. >>Ach, wenn mir's nur %S.46 gruselte!<< sprach er. >>Aber hier werde ich's auch nicht %S.46 lernen.<< Gegen Mitternacht wollte er sich sein Feuer %S.46 einmal aufsch"uren; wie er so hineinblies, da schrie's %S.46 pl"otzlich aus einer E"cke: >>Au, miau! Was uns friert!<< %S.47 >>Ihr Narren<<, rief er, >>was schreit ihr? Wenn euch friert, %S.47 kommt, setzt euch ans Feuer und w"armt euch.<< Und wie %S.47 er das gesagt hatte, kamen zwei gro"se schwarze Katzen %S.47 in einem gewaltigen Sprunge herbei, setzten sich ihm zu %S.47 beiden Seiten und sahen ihn mit ihren feurigen Augen %S.47 ganz wild an. "Uber ein Weilchen, als sie sich gew"armt %S.47 hatten, sprachen sie: >>Kamerad, wollen wir eins in der %S.47 Karte spielen?<< >>Warum nicht?<< antwortete er. >>Aber %S.47 zeigt einmal eure Pfoten her.<< Da streckten sie die Krallen %S.47 aus. >>Ei<<, sagte er, >>was habt ihr lange N"agel! %S.47 Wartet, die mu"s ich euch erst abschneiden.<< Damit %S.47 packte er sie beim Kragen, hob sie auf die Schnitzbank %S.47 und schraubte ihnen die Pfoten fest. >>Euch habe ich auf %S.47 die Finger gesehen<<, sprach er, >>da vergeht mir die Lust %S.47 zum Kartenspiel<<, schlug sie tot und warf sie hinaus ins %S.47 Wasser. Als er aber die zwei zur Ruhe gebracht hatte und %S.47 sich wieder zu seinem Feuer setzen wollte, da kamen aus %S.47 allen E"cken und Enden schwarze Katzen und schwarze %S.47 Hunde an gl"uhenden Ketten, immer mehr und mehr, da"s %S.47 er sich nicht mehr bergen konnte; die schrien greulich, %S.47 traten ihm auf sein Feuer, zerrten es auseinander und %S.47 wollten es ausmachen. Das sah er ein Weilchen ruhig mit %S.47 an, als es ihm aber zu arg ward, fa"ste er sein Schnitzmesser %S.47 und rief: >>Fort mit dir, du Gesindel<<, und haute auf %S.47 sie los. Ein Teil sprang weg, die andern schlug er tot und %S.47 warf sie hinaus in den Teich. Als er wieder gekommen %S.47 war, blies er aus den Funken sein Feuer frisch an und %S.47 w"armte sich. Und als er so sa"s, wollten ihm die Augen %S.47 nicht l"anger offen bleiben, und er bekam Lust zu schlafen. %S.47 Da blickte er um sich und sah in der E"cke ein gro"ses %S.47 Bett. >>Das ist mir eben recht<<, sprach er und legte sich %S.47 hinein. Als er aber die Augen zutun wollte, so fing das %S.47 Bett von selbst an zu fahren und fuhr im ganzen Schlo"s %S.47 herum. >>Recht so<<, sprach er, >>nur besser zu.<< Da rollte %S.47 das Bett fort, als w"aren sechs Pferde vorgespannt, "uber %S.47 Schwellen und Treppen auf und ab: auf einmal, hopp, %S.48 hopp! warf es um, das unterste zuoberst, da"s es wie ein %S.48 Berg auf ihm lag. Aber er schleuderte De"cken und Kissen %S.48 in die H"ohe, stieg heraus und sagte: >>Nun mag fahren, %S.48 wer Lust hat<<, legte sich an sein Feuer und schlief, bis es %S.48 Tag war. Am Morgen kam der K"onig, und als er ihn da %S.48 auf der Erde liegen sah, meinte er, die Gespenster h"atten %S.48 ihn umgebracht und er w"are tot. Da sprach er: >>Es ist %S.48 doch schade um den sch"onen Menschen.<< Das h"orte der %S.48 Junge, richtete sich auf und sprach: >>So weit ist's noch %S.48 nicht!<< Da verwunderte sich der K"onig, freute sich aber %S.48 und fragte, wie es ihm gegangen w"are. >>Recht gut<<, %S.48 antwortete er, >>eine Nacht w"are herum, die zwei andern %S.48 werden auch herumgehen.<< Als er zum Wirt kam, da %S.48 machte der gro"se Augen. >>Ich dachte nicht<<, sprach er, %S.48 >>da"s ich dich wieder lebendig sehen w"urde; hast du nun %S.48 gelernt, was Gruseln ist?<< >>Nein<<, sagte er, >>es ist alles %S.48 vergeblich: wenn mir's nur einer sagen k"onnte!<< %S.48 Die zweite Nacht ging er abermals hinauf ins alte Schlo"s, %S.48 setzte sich zum Feuer und fing sein altes Lied wieder an: %S.48 >>Wenn mir's nur gruselte!<< Wie Mitternacht herankam, %S.48 lie"s sich ein L"arm und Gepolter h"oren, erst sachte, dann %S.48 immer st"arker, dann war's ein bi"schen still, endlich kam %S.48 mit lautem Geschrei ein halber Mensch den Schornstein %S.48 herab und fiel vor ihn hin. >>Heda!<< rief er, >>noch ein %S.48 halber geh"ort dazu, das ist zu wenig.<< Da ging der L"arm %S.48 von frischem an, es tobte und heulte und fiel die andere %S.48 H"alfte auch herab. >>Wart<<, sprach er, >>ich will dir erst %S.48 das Feuer ein wenig anblasen.<< Wie er das getan hatte %S.48 und sich wieder umsah, da waren die beiden St"u"cke %S.48 zusammengefahren, und sa"s da ein greulicher Mann auf %S.48 seinem Platz. >>So haben wir nicht gewettet<<, sprach der %S.48 Junge, >>die Bank ist mein.<< Der Mann wollte ihn wegdr"angen, %S.48 aber der Junge lie"s sich's nicht gefallen, schob %S.48 ihn mit Gewalt weg und setzte sich wieder auf seinen %S.48 Platz. Da fielen noch mehr M"anner herab, einer nach %S.48 dem andern, die holten neun Totenbeine und zwei %S.49 Totenk"opfe, setzten auf und spielten Kegel. Der Junge %S.49 bekam auch Lust und fragte: >>H"ort ihr, kann ich mit %S.49 sein?<< >>Ja, wenn du Geld hast.<< >>Geld genug<<, antwortete %S.49 er, >>aber eure Kugeln sind nicht recht rund.<< Da %S.49 nahm er die Totenk"opfe, setzte sie in die Drehbank und %S.49 drehte sie rund. >>So, jetzt werden sie besser sch"uppeln<<, %S.49 sprach er, >>heida, nun geht's lustig!<< Er spielte mit und %S.49 verlor etwas von seinem Geld, als es aber zw"olf Uhr %S.49 schlug, war alles vor seinen Augen verschwunden. Er %S.49 legte sich nieder und schlief ruhig ein. Am andern Morgen %S.49 kam der K"onig und wollte sich erkundigen. >>Wie ist %S.49 dir's diesmal gegangen?<< fragte er. >>Ich habe gekegelt<<, %S.49 antwortete er, >>und ein paar Heller verloren.<< >>Hat dir %S.49 denn nicht gegruselt?<< >>Ei was<<, sprach er, >>lustig hab %S.49 ich mich gemacht. Wenn ich nur w"u"ste, was Gruseln %S.49 w"are.<< %S.49 In der dritten Nacht setzte er sich wieder auf seine Bank %S.49 und sprach ganz verdrie"slich: >>Wenn es mir nur gruselte!<< %S.49 Als es sp"at ward, kamen sechs gro"se M"anner und %S.49 brachten eine Totenlade hereingetragen. Da sprach er: %S.49 >>Haha, das ist gewi"s mein Vetterchen, das erst vor ein %S.49 paar Tagen gestorben ist<<, winkte mit dem Finger und %S.49 rief: >>Komm, Vetterchen, komm!<< Sie stellten den Sarg %S.49 auf die Erde, er aber ging hinzu und nahm den De"ckel %S.49 ab: da lag ein toter Mann darin. Er f"uhlte ihm ans %S.49 Gesicht, aber es war kalt wie Eis. >>Wart<<, sprach er, >>ich %S.49 will dich ein bi"schen w"armen<<, ging ans Feuer, w"armte %S.49 seine Hand und legte sie ihm aufs Gesicht, aber der Tote %S.49 blieb kalt. Nun nahm er ihn heraus, setzte sich ans Feuer %S.49 und legte ihn auf seinen Scho"s und rieb ihm die Arme, %S.49 damit das Blut wieder in Bewegung kommen sollte. Als %S.49 auch das nichts helfen wollte, fiel ihm ein: Wenn zwei %S.49 zusammen im Bett liegen, so w"armen sie sich, brachte %S.49 ihn ins Bett, deckte ihn zu und legte sich neben ihn. "Uber %S.49 ein Weilchen ward auch der Tote warm und fing an, sich %S.49 zu regen. Da sprach der Junge: >>Siehst du, Vetterchen, %S.50 h"att ich dich nicht gew"armt!<< Der Tote aber hub an und %S.50 rief: >>Jetzt will ich dich erw"urgen.<< >>Was<<, sagte er, >>ist %S.50 das mein Dank? Gleich sollst du wieder in deinen Sarg<<, %S.50 hub ihn auf, warf ihn hinein und machte den De"ckel zu; %S.50 da kamen die sechs M"anner und trugen ihn wieder fort. %S.50 >>Es will mir nicht gruseln<<, sagte er, >>hier lerne ich's %S.50 mein Lebtag nicht.<< %S.50 Da trat ein Mann herein, der war gr"o"ser als alle andere %S.50 und sah f"urchterlich aus; er war aber alt und hatte einen %S.50 langen wei"sen Bart. >>O du Wicht<<, rief er, >>nun sollst %S.50 du bald lernen, was Gruseln ist, denn du sollst sterben.<< %S.50 >>Nicht so schnell<<, antwortete der Junge, >>soll ich sterben, %S.50 so mu"s ich auch dabeisein.<< >>Dich will ich schon %S.50 pa"cken<<, sprach der Unhold. >>Sachte, sachte, mach dich %S.50 nicht so breit; so stark wie du bin ich auch, und wohl %S.50 noch st"arker.<< >>Das wollen wir sehn<<, sprach der Alte, %S.50 >>bist du st"arker als ich, so will ich dich gehn lassen; %S.50 komm, wir wollen's versuchen.<< Da f"uhrte er ihn durch %S.50 dunkle G"ange zu einem Schmiedefeuer, nahm eine Axt %S.50 und schlug den einen Ambo"s mit einem Schlag in die %S.50 Erde. >>Das kann ich noch besser<<, sprach der Junge und %S.50 ging zu dem andern Ambo"s; der Alte stellte sich nebenhin %S.50 und wollte zusehen, und sein wei"ser Bart hing herab. %S.50 Da fa"ste der Junge die Axt, spaltete den Ambo"s auf %S.50 einen Hieb und klemmte den Bart des Alten mit hinein. %S.50 >>Nun hab ich dich<<, sprach der Junge, >>jetzt ist das %S.50 Sterben an dir.<< Dann fa"ste er eine Eisenstange und %S.50 schlug auf den Alten los, bis er wimmerte und bat, er %S.50 m"ochte aufh"oren, er wollte ihm gro"se Reicht"umer %S.50 geben. Der Junge zog die Axt raus und lie"s ihn los. Der %S.50 Alte f"uhrte ihn wieder ins Schlo"s zur"uck und zeigte ihm %S.50 in einem Keller drei Kasten voll Gold. >>Davon<<, sprach %S.50 er, >>ist ein Teil den Armen, der andere dem K"onig, der %S.50 dritte dein.<< Indem schlug es zw"olfe, und der Geist %S.50 verschwand, also da"s der Junge im Finstern stand. >>Ich %S.50 werde mir doch heraushelfen k"onnen<<, sprach er, tappte %S.51 herum, fand den Weg in die Kammer und schlief dort bei %S.51 seinem Feuer ein. Am andern Morgen kam der K"onig %S.51 und sagte: >>Nun wirst du gelernt haben, was Gruseln %S.51 ist?<< >>Nein<<, antwortete er, >>was ist's nur? Mein toter %S.51 Vetter war da, und ein b"artiger Mann ist gekommen, der %S.51 hat mir da unten viel Geld gezeigt, aber was Gruseln ist, %S.51 hat mir keiner gesagt.<< Da sprach der K"onig: >>Du hast %S.51 das Schlo"s erl"ost und sollst meine Tochter heiraten.<< %S.51 >>Das ist all recht gut<<, antwortete er, >>aber ich wei"s %S.51 noch immer nicht, was Gruseln ist.<< %S.51 Da ward das Gold heraufgebracht und die Hochzeit %S.51 gefeiert, aber der junge K"onig, so lieb er seine Gemahlin %S.51 hatte und so vergn"ugt er war, sagte doch immer: >>Wenn %S.51 mir nur gruselte, wenn mir nur gruselte.<< Das verdro"s %S.51 sie endlich. Ihr Kammerm"adchen sprach: >>Ich will Hilfe %S.51 schaffen, das Gruseln soll er schon lernen.<< Sie ging %S.51 hinaus zum Bach, der durch den Garten flo"s, und lie"s %S.51 sich einen ganzen Eimer voll Gr"undlinge holen. Nachts, %S.51 als der junge K"onig schlief, mu"ste seine Gemahlin ihm %S.51 die De"cke wegziehen und den Eimer voll kalt Wasser mit %S.51 den Gr"undlingen "uber ihn hersch"utten, da"s die kleinen %S.51 Fische um ihn herumzappelten. Da wachte er auf und %S.51 rief: >>Ach was gruselt mir, was gruselt mir, liebe Frau! %S.51 Ja, nun wei"s ich, was Gruseln ist.<< %S.51