% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 24. Dezember 2000 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 2: Katze und Maus in Gesellschaft} \markright{KHM 2: Katze und Maus in Gesellschaft} Eine Katze hatte Bekanntschaft mit einer Maus gemacht %S.33 und ihr so viel von der gro"sen Liebe und Freundschaft %S.33 vorgesagt, die sie zu ihr tr"uge, da"s die Maus endlich %S.33 einwilligte, mit ihr zusammen in einem Hause zu wohnen %S.33 und gemeinschaftliche Wirtschaft zu f"uhren. >>Aber %S.33 f"ur den Winter m"ussen wir Vorsorge tragen, sonst leiden %S.33 wir Hunger<<, sagte die Katze, >>du M"auschen, kannst %S.33 dich nicht "uberall hinwagen und ger"atst mir am Ende in %S.33 eine Falle.<< Der gute Rat ward also befolgt und ein %S.33 T"opfchen mit Fett angekauft. Sie wu"sten aber nicht, wo %S.33 sie es hinstellen sollten; endlich nach langer "Uberlegung %S.33 sprach die Katze: >>Ich wei"s keinen Ort, wo es besser %S.33 aufgehoben w"are als die Kirche, da getraut sich niemand %S.33 etwas wegzunehmen: wir stellen es unter den Altar und %S.33 r"uhren es nicht eher an, als bis wir es n"otig haben.<< Das %S.33 T"opfchen ward also in Sicherheit gebracht, aber es dauerte %S.33 nicht lange, so trug die Katze Gel"usten danach und %S.33 sprach zur Maus: >>Was ich dir sagen wollte, M"auschen, %S.33 ich bin von meiner Base zu Gevatter gebeten: sie hat ein %S.33 S"ohnchen zur Welt gebracht, wei"s mit braunen Fle"cken, %S.33 das soll ich "uber die Taufe halten. La"s mich heute %S.33 ausgehen und besorge du das Haus allein.<< >>Ja, ja<<, %S.33 antwortete die Maus, >>geh in Gottes Namen, wenn du %S.33 was Gutes issest, so denk an mich: von dem s"u"sen roten %S.33 Kindbetterwein tr"ank ich auch gerne ein Tr"opfchen.<< Es %S.33 war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base und %S.34 war nicht zu Gevatter gebeten. Sie ging geradeswegs %S.34 nach der Kirche, schlich zu dem Fett"opfchen, fing an zu %S.34 le"cken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie %S.34 einen Spaziergang auf den D"achern der Stadt, besah sich %S.34 die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus %S.34 und wischte sich den Bart, sooft sie an das Fett"opfchen %S.34 dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach %S.34 Haus. >>Nun, da bist du ja wieder<<, sagte die Maus, >>du %S.34 hast gewi"s einen lustigen Tag gehabt.<< >>Es ging wohl %S.34 an<<, antwortete die Katze. >>Was hat denn das Kind f"ur %S.34 einen Namen bekommen?<< fragte die Maus. >>\emph{Hautab}<<, %S.34 sagte die Katze ganz tro"cken. >>Hautab<<, rief die Maus, %S.34 >>das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der %S.34 in eurer Familie gebr"auchlich?<< >>Was ist da weiter<<, %S.34 sagte die Katze, >>er ist nicht schlechter als Br"oseldieb, %S.34 wie deine Paten hei"sen.<< %S.34 Nicht lange danach "uberkam die Katze wieder ein Gel"usten. %S.34 Sie sprach zur Maus: >>Du mu"st mir den Gefallen %S.34 tun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich %S.34 bin zum zweitenmal zu Gevatter gebeten, und da das %S.34 Kind einen wei"sen Ring um den Hals hat, so kann ich's %S.34 nicht absagen.<< Die gute Maus willigte ein, die Katze %S.34 aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und %S.34 fra"s den Fettopf halb aus. >>Es schmeckt nichts besser<<, %S.34 sagte sie, >>als was man selber i"st<<, und war mit ihrem %S.34 Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die %S.34 Maus: >>Wie ist denn dieses Kind getauft worden?<< %S.34 >>\emph{Halbaus}<<, antwortete die Katze. >>Halbaus! Was du %S.34 sagst! Den Namen habe ich mein Lebtag noch nicht %S.34 geh"ort, ich wette, der steht nicht in dem Kalender.<< %S.34 Der Katze w"asserte das Maul bald wieder nach dem %S.34 Le"ckerwerk. >>Aller guten Dinge sind drei<<, sprach sie zu %S.34 der Maus, >>da soll ich wieder Gevatter stehen, das Kind %S.34 ist ganz schwarz und hat blo"s wei"se Pfoten, sonst kein %S.34 wei"ses Haar am ganzen Leib, das trifft sich alle paar Jahr %S.34 nur einmal: du l"assest mich doch ausgehen?<< >>Hautab! %S.35 Halbaus!<< antwortete die Maus, >>es sind so kuriose %S.35 Namen, die machen mich so nachdenksam.<< >>Da sitzest %S.35 du daheim in deinem dunkelgrauen Flausrock und deinem %S.35 langen Haarzopf<<, sprach die Katze, >>und f"angst %S.35 Grillen: das kommt davon, wenn man bei Tage nicht %S.35 ausgeht.<< Die Maus r"aumte w"ahrend der Abwesenheit %S.35 der Katze auf und brachte das Haus in Ordnung, die %S.35 naschhafte Katze aber fra"s den Fettopf rein aus. >>Wenn %S.35 erst alles aufgezehrt ist, so hat man Ruhe<<, sagte sie zu %S.35 sich selbst und kam satt und dick erst in der Nacht nach %S.35 Haus. Die Maus fragte gleich nach dem Namen, den das %S.35 dritte Kind bekommen h"atte. >>Er wird dir wohl auch %S.35 nicht gefallen<<, sagte die Katze, >>er hei"st \emph{Ganzaus}.<< %S.35 >>Ganzaus!<< rief die Maus, >>das ist der allerbedenklichste %S.35 Namen, gedruckt ist er mir noch nicht vorgekommen. %S.35 Ganzaus! Was soll das bedeuten?<< Sie sch"uttelte den %S.35 Kopf, rollte sich zusammen und legte sich schlafen. %S.35 Von nun an wollte niemand mehr die Katze zu Gevatter %S.35 bitten, als aber der Winter herangekommen und drau"sen %S.35 nichts mehr zu finden war, gedachte die Maus ihres %S.35 Vorrats und sprach: >>Komm, Katze, wir wollen zu %S.35 unserm Fettopfe gehen, den wir uns aufgespart haben, %S.35 der wird uns schme"cken.<< >>Jawohl<<, antwortete die %S.35 Katze, >>der wird dir schme"cken, als wenn du deine feine %S.35 Zunge zum Fenster hinausstreckst.<< Sie machten sich auf %S.35 den Weg, und als sie anlangten, stand zwar der Fettopf %S.35 noch an seinem Platz, er war aber leer. >>Ach<<, sagte die %S.35 Maus, >>jetzt merke ich, was geschehen ist, jetzt kommt's %S.35 an den Tag, du bist mir die wahre Freundin! Aufgefressen %S.35 hast du alles, wie du zu Gevatter gestanden hast: erst %S.35 Haut ab, dann halb aus, dann \dots<< >>Willst du schweigen<<, %S.35 rief die Katze, >>noch ein Wort, und ich fresse dich %S.35 auf.<< >>Ganz aus<<, hatte die arme Maus schon auf der %S.35 Zunge, kaum war es heraus, so tat die Katze einen Satz %S.35 nach ihr, packte sie und schluckte sie hinunter. Siehst du, %S.35 so geht's in der Welt. %S.35