% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 21. Februar 2001 % \anhangmaerchen{Anhang Nr.\,20: Der Faule und der Flei"sige} \markright{ANH 20: Der Faule und der Flei"sige} Es waren einmal zwei Handwerkspursche, die wanderten %S.501 zusammen und gelobten beieinanderzuhalten. Als sie %S.501 aber in eine gro"se Stadt kamen, ward der eine ein Bruder %S.501 Liederlich, verga"s sein Wort, verlie"s den andern und zog %S.501 allein fort, hin und her; wo's am tollsten zuging, war's %S.501 ihm am liebsten. Der andere hielt seine Zeit aus, arbeitete %S.502 flei"sig und wanderte hernach weiter. Da kam er in der %S.502 Nacht am Galgen vorbei, ohne da"s er's wu"ste, aber auf %S.502 der Erde sah er unten einen liegen und schlafen, der war %S.502 d"urftig und blo"s, und weil es sternenhell war, erkannte %S.502 er seinen ehemaligen Gesellen. Da legte er sich neben %S.502 ihn, deckte seinen Mantel "uber ihn und schlief ein. Es %S.502 dauerte aber nicht lang, so wurde er von zwei Stimmen %S.502 aufgeweckt, die sprachen miteinander, das waren zwei %S.502 Raben, die sa"sen oben auf dem Galgen. Der eine sprach: %S.502 >>Gott ern"ahrt!<< Der andere: >>Tu darnach!<< Und einer %S.502 fiel nach den Worten matt herab zur Erde, der andere %S.502 blieb bei ihm sitzen und wartete, bis es Tag war, da holte %S.502 er etwas Gew"urm und Wasser, erfrischte ihn damit und %S.502 erweckte ihn vom Tod. Wie die beiden Handwerkspurschen %S.502 das sahen, verwunderten sie sich und fragten den %S.502 einen Raben, warum der andere so elend und krank %S.502 w"are, da sprach der kranke: >>Weil ich nichts tun wollte %S.502 und glaubte, die Nahrung k"am doch vom Himmel.<< Die %S.502 beiden nahmen die Raben mit sich in den n"achsten Ort, %S.502 der eine war munter und suchte sich sein Futter, alle %S.502 Morgen badete er sich und putzte sich mit dem Schnabel, %S.502 der andere aber hockte in den Ecken herum, war verdrie"slich %S.502 und sah immerfort struppig aus. Nach einer %S.502 Zeit hatte die Tochter des Hausherrn, die ein sch"ones %S.502 M"adchen war, den flei"sigen Raben gar lieb, nahm ihn %S.502 von dem Boden auf, streichelte ihn mit der Hand, endlich %S.502 dr"uckte sie ihn einmal ans Gesicht und k"u"ste ihn vor %S.502 Vergn"ugen. Der Vogel fiel zur Erde, w"alzte sich und %S.502 flatterte und ward zu einem sch"onen jungen Mann. Da %S.502 erz"ahlte er, der andere Rabe w"ar sein Bruder, und sie %S.502 h"atten beide ihren Vater beleidigt, der h"atte sie daf"ur %S.502 verw"unscht und gesagt: >>Fliegt als Raben umher, so %S.502 lang, bis ein sch"ones M"adchen euch freiwillig k"u"st.<< %S.502 Also war der eine erl"ost, aber den andern, tr"agen wollte %S.502 niemand k"ussen, und er starb als Rabe. -- Bruder Liederlich %S.502 nahm sich das zur Lehre, ward flei"sig und ordentlich %S.503 und hielt sich bei seinem Gesellen. %S.503