% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 21. Februar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \anhangmaerchen{Anhang Nr.\,19: Die Kr"ahen} \markright{ANH 19: Die Kr"ahen} Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient %S.498 und zusammengespart, weil er flei"sig war und es nicht, %S.498 wie die andern, in den Wirtsh"ausern durchbrachte. Nun %S.498 waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich %S.498 ein falsches Herz und wollten ihn um sein Geld bringen, %S.498 sie stellten sich aber "au"serlich ganz freundschaftlich an. %S.498 Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: >>H"or, was sollen wir %S.498 hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, %S.498 als w"aren wir Gefangene, und gar einer wie du, der %S.498 k"onnte sich daheim was Ordentliches verdienen und %S.498 vergn"ugt leben.<< Mit solchen Reden setzten sie ihm auch %S.499 so lange zu, bis er endlich einwilligte und mit ihnen %S.499 ausrei"sen wollte; die zwei andern hatten aber nichts %S.499 anders im Sinn, als ihm drau"sen sein Geld abzunehmen. %S.499 Wie sie nun ein St"uck Wegs fortgegangen waren, sagten %S.499 die zwei: >>Wir m"ussen uns da rechts einschlagen, wenn %S.499 wir an die Grenze kommen wollen.<< >>Nein<<, antwortete %S.499 er, >>da geht's gerade wieder in die Stadt zur"uck, links %S.499 m"ussen wir uns halten.<< >>Was, du willst dich mausig %S.499 machen?<< riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen %S.499 ihn, bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den %S.499 Taschen; das war aber noch nicht genug, sie stachen ihm %S.499 die Augen aus, schleppten ihn zum Galgen und banden %S.499 ihn daran fest. Da lie"sen sie ihn und gingen mit dem %S.499 gestohlenen Geld in die Stadt zur"uck. %S.499 Der arme Blinde wu"ste nicht, an welchem schlechten %S.499 Ort er war, f"uhlte um sich und merkte, da"s er unter %S.499 einem Balken Holz sa"s. Da meinte er, es w"are ein Kreuz, %S.499 sprach: >>Es ist doch gut von ihnen, da"s sie mich wenigstens %S.499 unter ein Kreuz gebunden haben, Gott ist bei mir<<, %S.499 und fing an, recht zu Gott zu beten. Wie es ungef"ahr %S.499 Nacht werden mochte, h"orte er etwas flattern; das waren %S.499 aber drei Kr"ahen, die lie"sen sich auf dem Balken nieder. %S.499 Danach h"orte er, wie eine sprach: >>Schwester, was bringt %S.499 Ihr Gutes? Ja, wenn die Menschen w"u"sten, was wir %S.499 wissen! Die K"onigstochter ist krank, und der alte K"onig %S.499 hat sie demjenigen versprochen, der sie heilt; das kann %S.499 aber keiner, denn sie wird nur gesund, wenn die Kr"ote in %S.499 dem Teich dort zu Asche verbrannt wird und sie die %S.499 Asche mit Wasser trinkt.<< Da sprach die zweite: >>Ja, %S.499 wenn die Menschen w"u"sten, was wir wissen! Heute %S.499 nacht f"allt ein Tau vom Himmel, so wunderbar und %S.499 heilsam, wer blind ist und bestreicht seine Augen damit, %S.499 der erh"alt sein Gesicht wieder.<< Da sprach auch die %S.499 dritte: >>Ja, wenn die Menschen w"u"sten, was wir wissen! %S.499 Die Kr"ote hilft nur einem, und der Tau hilft nur wenigen, %S.499 aber in der Stadt ist gro"se Not, da sind alle Brunnen %S.500 vertrocknet, und niemand wei"s, da"s der gro"se viere"|ckige %S.500 Stein auf dem Markt mu"s weggenommen und darunter %S.500 gegraben werden, dort quillt das sch"onste Wasser.<< Wie %S.500 die drei Kr"ahen das gesagt hatten, h"orte er es wieder %S.500 flattern, und sie flogen da fort. Er machte sich allm"ahlich %S.500 von seinen Banden los, und dann b"uckte er sich und %S.500 brach ein paar Gr"aserchen ab und bestrich seine Augen %S.500 mit dem Tau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er %S.500 wieder sehend und waren Mond und Sterne am Himmel, %S.500 und sah er, da"s er neben dem Galgen stand. Danach %S.500 suchte er Scherben und sammelte von dem k"ostlichen %S.500 Tau, soviel er zusammenbringen konnte, und wie das %S.500 geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser %S.500 davon ab, holte die Kr"ote heraus und verbrannte sie zu %S.500 Asche. Mit der Asche ging er an des K"onigs Hof und lie"s %S.500 die K"onigstochter davon einnehmen, und als sie gesund %S.500 war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur %S.500 Gemahlin. Dem K"onig aber gefiel er nicht, weil er so %S.500 schlechte Kleider anhatte, und er sprach, wer seine Tochter %S.500 haben wollte, der m"u"ste der Stadt erst Wasser verschaffen, %S.500 und hoffte ihn damit loszuwerden. Er aber ging %S.500 hin, hie"s die Leute den viere"|ckigen Stein auf dem Markt %S.500 wegheben und darunter nach Wasser graben. Kaum hatten %S.500 sie angefangen zu graben, so kamen sie schon zu %S.500 einer Quelle, aus der ein m"achtiger Wasserstrahl hervorsprang. %S.500 Der K"onig konnte ihm nun seine Tochter nicht %S.500 l"anger verweigern, er wurde mit ihr verm"ahlt, und lebten %S.500 sie in einer vergn"ugten Ehe. %S.500 Auf eine Zeit, als er durchs Feld spazierenging, begegneten %S.500 ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so %S.500 treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er %S.500 aber erkannte sie gleich, ging auf sie zu und sprach: %S.500 >>Seht, das ist euer ehemaliger Kamerad, dem ihr so %S.500 sch"andlich die Augen ausgestochen habt, aber der liebe %S.500 Gott hat mir's zum Gl"uck gedeihen lassen.<< Da fielen sie %S.500 ihm zu F"u"sen und baten um Gnade, und weil er ein gutes %S.501 Herz hatte, erbarmte er sich ihrer und nahm sie mit sich, %S.501 gab ihnen auch Nahrung und Kleider. Er erz"ahlte ihnen %S.501 danach, wie es ihm ergangen und wie er zu diesen Ehren %S.501 gekommen w"are. Als die zwei das vernahmen, hatten sie %S.501 keine Ruhe und wollten sich eine Nacht unter den Galgen %S.501 setzen, ob sie vielleicht auch etwas Gutes h"orten. %S.501 Wie sie nun unter dem Galgen sa"sen, flatterte auch bald %S.501 etwas "uber ihren H"auptern und kamen die drei Kr"ahen. %S.501 Die eine sprach zur andern: >>H"ort, Schwestern, es mu"s %S.501 uns jemand behorcht haben, denn die K"onigstochter ist %S.501 gesund, die Kr"ote ist fort aus dem Teich, ein Blinder ist %S.501 sehend geworden, und in der Stadt haben sie einen %S.501 frischen Brunnen gegraben, kommt, la"st uns den Horcher %S.501 suchen und ihn bestrafen.<< Da flatterten sie herab %S.501 und fanden die beiden, und eh sich die helfen konnten, %S.501 sa"sen ihnen die Raben auf den K"opfen und hackten %S.501 ihnen die Augen aus und hackten weiter so lange ins %S.501 Gesicht, bis sie ganz tot waren. Da blieben sie liegen %S.501 unter dem Galgen. Als sie nun ein paar Tage nicht %S.501 wiederkamen, dachte ihr ehemaliger Kamerad: >>Wo %S.501 m"ogen die zwei herumirren<<, und ging hinaus, sie zu %S.501 suchen. Da fand er aber nichts mehr als ihre Gebeine, die %S.501 trug er vom Galgen weg und legte sie in ein Grab. %S.501