% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 21. Februar 2001 % \anhangmaerchen{Anhang Nr.\,18: Die treuen Tiere} \markright{ANH 18: Die treuen Tiere} Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, %S.494 und mit dem wenigen, was ihm "ubriggeblieben war, zog %S.494 er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die %S.494 Jungen zusammenliefen, schrien und l"armten. >>Was habt %S.494 ihr vor, ihr Jungen?<< fragte der Mann. >>Ei<<, antworteten %S.494 sie, >>da haben wir eine Maus, die mu"s uns tanzen, seht %S.494 einmal, was das f"ur ein Spa"s ist, wie die herumtrippelt!<< %S.494 Den Mann aber dauerte das arme Tierchen, und er %S.494 sprach: >>La"st die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch %S.494 auch Geld geben.<< Da gab er ihnen Geld, und sie lie"sen %S.494 die Maus los, und das arme Tier lief, was es konnte, in %S.494 ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein %S.494 anderes Dorf, da hatten die Jungen einen Affen, der %S.494 mu"ste tanzen und Purzelb"aume machen, und sie lachten %S.494 dar"uber und lie"sen dem Tier keine Ruh. Da gab ihnen %S.494 der Mann auch Geld, damit sie den Affen loslie"sen. %S.494 Danach kam der Mann in ein drittes Dorf, da hatten die %S.494 Jungen einen B"aren an der Kette, der mu"ste sich aufrecht %S.494 setzen und tanzen, und wenn er dazu brummte, war's %S.494 ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und %S.495 der B"ar war froh, da"s er wieder auf seine vier Beine kam, %S.495 und trabte fort. %S.495 Der Mann aber hatte nun sein bi"schen "ubriges Geld %S.495 ausgegeben und hatte keinen roten Heller mehr in der %S.495 Tasche. Da sprach er zu sich selber: >>Der K"onig hat so %S.495 viel in seiner Schatzkammer, was er nicht braucht: Hungers %S.495 kannst du nicht sterben, du willst da etwas nehmen, %S.495 und wenn du wieder zu Geld kommst, kannst du's ja %S.495 wieder hineinlegen.<< Also machte er sich "uber die %S.495 Schatzkammer und nahm sich ein wenig davon, allein %S.495 beim Herausschleichen ward er von den Leuten des %S.495 K"onigs erwischt. Sie sagten, er w"are ein Dieb, und %S.495 f"uhrten ihn vor Gericht, und weil er Unrecht getan hatte, %S.495 ward er verurteilt, da"s er in einem Kasten sollte aufs %S.495 Wasser gesetzt werden. Der Kastendeckel war voll %S.495 L"ocher, damit Luft hinein konnte; auch ward ihm ein %S.495 Krug Wasser und ein Laib Brot mit hineingegeben. Wie %S.495 er nun so auf dem Wasser schwamm und recht in Angst %S.495 war, h"orte er was krabbeln am Schlo"s, nagen und %S.495 schnauben; auf einmal springt das Schlo"s auf, und der %S.495 Deckel f"ahrt in die H"ohe, und stehen da Maus, Affe und %S.495 B"ar, die hatten's getan; weil er ihnen geholfen hatte, %S.495 wollten sie ihm wieder helfen. Nun wu"sten sie aber %S.495 nicht, was sie noch weiter tun sollten, und ratschlagten %S.495 miteinander. Indem kam ein wei"ser Stein in dem Wasser %S.495 dahergerollt, der sah aus wie ein rundes Ei. Da sagte der %S.495 B"ar: >>Der kommt zu rechter Zeit, das ist ein Wunderstein: %S.495 wem der eigen ist, der kann sich w"unschen, wozu %S.495 er nur Lust hat.<< Da holte der Mann den Stein herauf, %S.495 und wie er ihn in der Hand hielt, w"unschte er sich ein %S.495 Schlo"s mit Garten und Marstall, und kaum hatte er den %S.495 Wunsch ausgesprochen, so sa"s er in dem Schlo"s mit dem %S.495 Garten und dem Marstall, und war alles so sch"on und %S.495 pr"achtig, da"s er sich nicht genug verwundern konnte. %S.495 Nach einer Zeit zogen Kaufleute des Wegs vorbei. >>Sehe %S.495 einer<<, riefen sie, >>was da f"ur ein herrliches Schlo"s steht, %S.496 und das letztemal, wie wir vorbeikamen, lag da noch %S.496 schlechter Sand.<< Weil sie nun neugierig waren, gingen %S.496 sie hinein und erkundigten sich bei dem Mann, wie er %S.496 alles so geschwind h"atte bauen k"onnen. Da sprach er: %S.496 >>Das hab ich nicht getan, sondern mein Wunderstein.<< %S.496 >>Was ist das f"ur ein Stein?<< fragten sie. Da ging er hin, %S.496 holte ihn herbei und zeigte ihn den Kaufleuten. Sie %S.496 hatten gro"se Lust dazu und fragten, ob er nicht zu %S.496 erhandeln w"are, auch boten sie ihm alle ihre sch"onen %S.496 Waren daf"ur. Dem Manne stachen die Waren in die %S.496 Augen, und weil das Herz unbest"andig ist und sich nach %S.496 neuen Dingen sehnt, so lie"s er sich bet"oren und meinte, %S.496 die sch"onen Waren w"aren mehr wert als sein Wunderstein, %S.496 und gab ihn hin. Kaum aber hatte er ihn aus den %S.496 H"anden gegeben, da war auch alles Gl"uck dahin, und er %S.496 sa"s auf einmal wieder in dem verschlossenen Kasten auf %S.496 dem Flu"s und hatte nichts als einen Krug Wasser und %S.496 einen Laib Brot. Die treuen Tiere, Maus, Affe und B"ar, %S.496 wie sie sein Ungl"uck sahen, kamen wieder herbei und %S.496 wollten ihm helfen, aber sie konnten nicht einmal das %S.496 Schlo"s aufsprengen, weil's viel fester war als das erstemal. %S.496 Da sprach der B"ar: >>Wir m"ussen den Wunderstein %S.496 wieder schaffen, oder es ist alles umsonst.<< Weil nun die %S.496 Kaufleute in dem Schlo"s geblieben waren und da wohnten, %S.496 so gingen die Tiere miteinander da hin, und wie sie %S.496 nahe dabei kamen, sagte der B"ar: >>Maus, guck einmal %S.496 durchs Schl"usselloch und sieh, was anzufangen ist; du %S.496 bist klein, dich merkt kein Mensch.<< Die Maus war %S.496 willig, kam aber wieder und sagte: >>Es geht nicht, ich %S.496 habe hineingeguckt, der Stein h"angt unter dem Spiegel an %S.496 einem roten B"andchen, und h"uben und dr"uben sitzen ein %S.496 paar gro"se Katzen mit feurigen Augen, die sollen ihn %S.496 bewachen.<< Da sagten die andern: >>Geh nur wieder %S.496 hinein und warte, bis der Herr im Bett liegt und schl"aft, %S.496 dann schleich dich durch ein Loch hinein und kriech aufs %S.496 Bett und zwick ihn an der Nase und bei"s ihm seine %S.497 Haare ab.<< Die Maus kroch wieder hinein und tat, wie %S.497 die andern gesagt hatten. Der Herr wachte auf, rieb sich %S.497 die Nase, war "argerlich und sprach: >>Die Katzen taugen %S.497 nichts, sie lassen die M"ause herein, die mir die Haare %S.497 vom Kopf abbei"sen<<, und jagte sie alle beide fort. Da %S.497 hatte die Maus gewonnen Spiel. %S.497 Wie nun der Herr die andere Nacht wieder eingeschlafen %S.497 war, machte sich die Maus hinein, knuperte und nagte an %S.497 dem roten Band, woran der Stein hing, so lange, bis es %S.497 entzwei war und der Stein herunterfiel; dann schleifte sie %S.497 ihn bis zur Haust"ur. Das ward aber der armen kleinen %S.497 Maus recht sauer, und sie sprach zum Affen, der schon %S.497 auf der Lauer stand: >>Zieh ihn mit deiner Pfote vollends %S.497 heraus.<< Das war dem Affen ein leichtes, er nahm den %S.497 Stein in die Hand, und sie gingen miteinander bis zum %S.497 Flu"s. Da sagte der Affe: >>Wie sollen wir nun zu dem %S.497 Kasten kommen?<< Der B"ar antwortete: >>Das ist bald %S.497 geschehen, ich gehe ins Wasser und schwimme: Affe, %S.497 setz du dich auf meinen R"ucken, halt dich aber mit %S.497 deinen H"anden fest und nimm den Stein ins Maul; %S.497 M"auschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.<< %S.497 Also taten sie und schwammen den Flu"s hinab. Nach %S.497 einiger Zeit ging's dem B"aren zu still her, er fing an zu %S.497 schw"atzen und sagte: >>H"or, Affe, wir sind doch brave %S.497 Kameraden, was meinst du?<< Der Affe aber antwortete %S.497 nicht und schwieg still. >>Ist das Manier?<< sagte der B"ar. %S.497 >>Willst du deinem Kameraden keine Antwort geben? Ein %S.497 schlechter Kerl, der nicht antwortet!<< Da konnte sich der %S.497 Affe nicht l"anger zur"uckhalten, er lie"s den Stein ins %S.497 Wasser fallen und rief: >>Dummer Kerl, wie konnt ich mit %S.497 dem Stein im Mund dir antworten? Jetzt ist er verloren, %S.497 und daran bist du schuld.<< >>Zank nur nicht<<, sagte der %S.497 B"ar, >>wir wollen schon etwas erdenken.<< Da beratschlagten %S.497 sie sich und riefen die Laubfr"osche, Unken und %S.497 alles Getier, das im Wasser lebt, zusammen und sagten: %S.497 >>Es wird ein gewaltiger Feind "uber euch kommen, %S.498 macht, da"s ihr Steine zusammenschafft, soviel ihr k"onnt, %S.498 so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch sch"utzt.<< %S.498 Da erschraken die Tiere und brachten Steine von allen %S.498 Seiten herbeigeschleppt; endlich kam auch ein alter dicker %S.498 Quakfrosch aus dem Grund heraufgerudert und %S.498 hatte das rote Band mit dem Wunderstein im Mund. Da %S.498 war der B"ar froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte, %S.498 es w"are alles gut, sie k"onnten wieder nach Hause gehen, %S.498 und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die %S.498 drei den Flu"s hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten %S.498 den Deckel mit H"ulfe des Steins, und waren zu rechter %S.498 Zeit gekommen, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt %S.498 und das Wasser getrunken, und war schon halb verschmachtet. %S.498 Wie er aber den Wunderstein wieder in die %S.498 H"ande bekam, w"unschte er sich eine gute Gesundheit %S.498 und versetzte sich in sein sch"ones Schlo"s mit dem Garten %S.498 und Marstall; da lebte er vergn"ugt, und die drei Tiere %S.498 blieben bei ihm und hatten's gut ihr lebelang. %S.498