% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 20. Februar 2001 % % nolig_ck version (input e.g. Auf"|lage and Dru"cker % instead of Auflage and Drucker) % % [14. August 2001] einige irrt"umlich doppelt angegebene % Seitennummern korrigiert nach dem Hinweis % von Herrn Michael M"uhlenhort zu Freiburg % (herzlichsten Dank!) % \anhangmaerchen{Anhang Nr.\,16: Die drei Schwestern} \markright{ANH 16: Die drei Schwestern} Es war einmal ein reicher K"onig, der war so reich, da"s er %S.480 glaubte, sein Reichtum k"onne gar nicht all werden, da %S.480 lebte er in Saus und Braus, spielte auf goldenem Brett %S.480 und mit silbernen Kegeln, und als das eine Zeitlang %S.480 gew"ahrt hatte, da nahm sein Reichtum ab, und darnach %S.480 verpf"andete er eine Stadt und ein Schlo"s nach dem %S.480 andern, und endlich blieb nichts mehr "ubrig als ein altes %S.480 Waldschlo"s. Dahin zog er nun mit der K"onigin und den %S.481 drei Prinzessinnen, und sie mu"sten sich k"ummerlich %S.481 erhalten und hatten nichts mehr als Kartoffeln, die %S.481 kamen alle Tage auf den Tisch. Einmal wollte der K"onig %S.481 auf die Jagd, ob er etwa einen Hasen schie"sen k"onnte, %S.481 steckte sich also die Tasche voll Kartoffeln und ging aus. %S.481 Es war aber in der N"ahe ein gro"ser Wald, in den wagte %S.481 sich kein Mensch, weil f"urchterliche Dinge erz"ahlt wurden, %S.481 was einem all darin begegne: B"aren, die die Menschen %S.481 auf"|fr"a"sen, Adler, die die Augen aushackten, %S.481 W"olfe, L"owen und alle grausamen Tiere. Der K"onig aber %S.481 f"urchtete sich kein bi"schen und ging geradezu hinein. %S.481 Anfangs sah er gar nichts, gro"se m"achtige B"aume standen %S.481 da, aber es war alles still darunter; als er so eine %S.481 Weile herumgegangen und hungrig geworden war, setzte %S.481 er sich unter einen Baum und wollte seine Kartoffeln %S.481 essen, da kam auf einmal aus dem Di"ckicht ein B"ar %S.481 hervor, trabte gerade auf ihn los und brummte: >>Was %S.481 unterstehst du dich, bei meinem Honigbaum zu sitzen? %S.481 Das sollst du mir teuer bezahlen!<< Der K"onig erschrak, %S.481 reichte dem B"aren seine Kartoffeln und wollte ihn damit %S.481 bes"anftigen. Der B"ar aber fing an zu sprechen und sagte: %S.481 >>Deine Kartoffeln mag ich nicht, ich will dich selber %S.481 fressen, und davon kannst du dich nicht anders erretten, %S.481 als da"s du mir deine "altste Tochter gibst, wenn du das %S.481 aber tust, geb ich dir noch obendrein einen Zentner %S.481 Gold.<< Der K"onig, in der Angst, gefressen zu werden, %S.481 sagte: >>Die sollst du haben, la"s mich nur in Frieden.<< Da %S.481 wies ihm der B"ar den Weg und brummte noch hintendrein: %S.481 >>In sieben Tagen komm ich und hol meine %S.481 Braut.<< %S.481 Der K"onig aber ging getrost nach Haus und dachte, der %S.481 B"ar wird doch nicht durch ein Schl"usselloch kriechen %S.481 k"onnen, und weiter soll gewi"s nichts offen bleiben. Da %S.481 lie"s er alle Tore verschlie"sen, die Zugbr"u"cken aufziehen %S.481 und hie"s seine Tochter gutes Muts sein, damit sie aber %S.481 recht sicher vor dem B"arenbr"autigam war, gab er ihr ein %S.482 K"ammerlein hoch unter der Zinne, darin sollte sie versteckt %S.482 bleiben, bis die sieben Tage herum w"aren. Am %S.482 siebenten Morgen aber ganz fr"uh, wie noch alles schlief, %S.482 kam ein pr"achtiger Wagen, mit sechs Pferden bespannt %S.482 und von vielen goldgekleideten Reutern umringt, nach %S.482 dem Schlo"s gefahren, und wie er davor war, lie"sen sich %S.482 die Zugbr"u"cken von selber herab, und die Schl"osser %S.482 sprangen ohne Schl"ussel auf. Da fuhr der Wagen in den %S.482 Hof, und ein junger sch"oner Prinz stieg heraus, und wie %S.482 der K"onig von dem L"arm aufwachte und zum Fenster %S.482 hinaussah, sah er, wie der Prinz schon seine "alteste %S.482 Tochter oben aus dem verschlossenen K"ammerlein %S.482 geholt und eben in den Wagen hob, und er konnte ihr %S.482 nur noch nachrufen: %S.482 \begin{verse} >>Ade! du Fr"aulein traut, \\ %S.482 fahr hin, du B"arenbraut!<< %S.482 \end{verse} Sie winkte ihm mit ihrem wei"sen T"uchlein noch aus dem %S.482 Wagen, und dann ging's fort, als war der Wind vorgespannt, %S.482 immer in den Zauberwald hinein. Dem K"onig %S.482 aber war's recht schwer ums Herz, da"s er seine Tochter %S.482 an einen B"aren hingegeben hatte, und weinte drei Tage %S.482 mit der K"onigin, so traurig war er. Am vierten Tag aber, %S.482 als er sich ausgeweint hatte, dachte er, was geschehen, ist %S.482 einmal nicht zu "andern, stieg hinab in den Hof, da stand %S.482 eine Kiste von Ebenholz und war gewaltig schwer zu %S.482 heben, alsbald fiel ihm ein, was ihm der B"ar versprochen %S.482 hatte, und machte sie auf, da lag ein Zentner Goldes %S.482 darin und glimmerte und flimmerte. %S.482 Wie der K"onig das Gold erblickte, ward er getr"ostet und %S.482 l"oste seine St"adte und sein Reich ein und fing das vorige %S.482 Wohlleben von vorne an. Das dauerte so lang, als der %S.482 Zentner Gold dauerte, darnach mu"ste er wieder alles %S.482 verpf"anden und auf das Waldschlo"s zur"uckziehen und %S.482 Kartoffeln essen. Der K"onig hatte noch einen Falken, %S.482 den nahm er eines Tags mit hinaus auf das Feld und %S.482 wollte mit ihm jagen, damit er etwas Besseres zu essen %S.483 h"atte. Der Falk stieg auf und flog nach dem dunkeln %S.483 Zauberwald zu, in den sich der K"onig nicht mehr %S.483 getraute, kaum aber war er dort, so scho"s ein Adler %S.483 hervor und verfolgte den Falken, der zum K"onig floh. %S.483 Der K"onig wollte mit seinem Spie"s den Adler abhalten, %S.483 der Adler aber packte den Spie"s und zerbrach ihn wie ein %S.483 Schilfrohr, dann zerdr"uckte er den Falken mit einer %S.483 Kralle, die andern aber hackte er dem K"onig in die %S.483 Schulter und rief: >>Warum st"orst du mein Luftreich, %S.483 daf"ur sollst du sterben, oder du gibst mir deine zweite %S.483 Tochter zur Frau!<< Der K"onig sagte: >>Ja, die sollst du %S.483 haben, aber was gibst du mir daf"ur?<< >>Zwei Zentner %S.483 Gold<<, sprach der Adler, >>und in sieben Wochen komm %S.483 ich und hol sie ab<<; dann lie"s er ihn los und flog fort in %S.483 den Wald. %S.483 Der K"onig war betr"ubt, da"s er seine zweite Tochter auch %S.483 einem wilden Tiere verkauft hatte, und getraute sich %S.483 nicht, ihr etwas davon zu sagen. Sechs Wochen waren %S.483 herum, in der siebenten ging die Prinzessin hinaus auf %S.483 einen Rasenplatz vor der Burg und wollte ihre Leinwand %S.483 begie"sen, da kam auf einmal ein pr"achtiger Zug von %S.483 sch"onen Rittern, und zuvorderst ritt der allersch"onste, %S.483 der sprang ab und rief: %S.483 \begin{verse} >>Schwing, schwing dich auf, du Fr"aulein traut, %S.483 komm mit, du sch"one Adlerbraut!<< %S.483 \end{verse} Und eh sie ihm antworten konnte, hatte er sie schon aufs %S.483 Ro"s gehoben und jagte mit ihr in den Wald hinein, als %S.483 fl"og ein Vogel: Ade! Ade!! %S.483 In der Burg warteten sie lang auf die Prinzessin, aber die %S.483 kam nicht und kam nicht, da entdeckte der K"onig endlich, %S.483 da"s er einmal in der Not sie einem Adler versprochen, %S.483 und der werde sie geholt haben. Als aber bei dem %S.483 K"onig die Traurigkeit ein wenig herum war, fiel ihm das %S.483 Versprechen des Adlers ein, und er ging hinab und fand %S.483 auf dem Rasen zwei goldne Eier, jedes einen Zentner %S.483 schwer. Wer Gold hat, ist fromm genug, dachte er und %S.484 schlug sich alle schwere Gedanken aus dem Sinn! Da fing %S.484 das lustige Leben von neuem an und w"ahrte so lang, bis %S.484 die zwei Zentner Gold auch durchgebracht waren, dann %S.484 kehrte der K"onig wieder ins Waldschlo"s zur"uck, und die %S.484 Prinzessin, die noch "ubrig war, mu"ste die Kartoffeln %S.484 sieden. %S.484 Der K"onig wollte keine Hasen im Wald und keine V"ogel %S.484 in der Luft mehr jagen, aber einen Fisch h"att er gern %S.484 gegessen. Da mu"ste die Prinzessin ein Netz stri"cken, %S.484 damit ging er zu einem Teich, der nicht weit von dem %S.484 Wald lag. Weil ein Nachen darauf war, setzte er sich ein %S.484 und warf das Netz, da fing er auf einen Zug eine Menge %S.484 sch"oner rotgefleckter Forellen. Wie er aber damit ans %S.484 Land wollte, stand der Nachen fest, und er konnte ihn %S.484 nicht loskriegen, er mochte sich stellen, wie er wollte. Da %S.484 kam auf einmal ein gewaltiger Walfisch dahergeschnaubt: %S.484 >>Was f"angst du mir meine Untertanen weg, das soll dir %S.484 dein Leben kosten!<< Dabei sperrte er seinen Rachen auf, %S.484 als wollte er den K"onig samt dem Nachen verschlingen. %S.484 Wie der K"onig den entsetzlichen Rachen sah, verlor er %S.484 allen Mut, da fiel ihm seine dritte Tochter ein, und er %S.484 rief: >>Schenk mir das Leben, und du sollst meine j"ungste %S.484 Tochter haben.<< >>Meinetwegen<<, brummte der Walfisch, %S.484 >>ich will dir auch etwas daf"ur geben; Gold hab ich %S.484 nicht, das ist mir zu schlecht, aber der Grund meines %S.484 Sees ist mit Zahlperlen gepflastert, davon will ich dir drei %S.484 S"a"cke voll geben: im siebenten Mond komm ich und hol %S.484 meine Braut.<< Dann tauchte er unter. %S.484 Der K"onig trieb nun ans Land und brachte seine Forellen %S.484 heim, aber als sie geba"cken waren, wollt er keine davon %S.484 essen, und wenn er seine Tochter ansah, die einzige, die %S.484 ihm noch "ubrig war, und die sch"onste und liebste von %S.484 allen, war's ihm, als zerschnitten tausend Messer sein %S.484 Herz. So gingen sechs Monat herum, die K"onigin und %S.484 die Prinzessin wu"sten nicht, was dem K"onig fehle, der in %S.484 all der Zeit keine vergn"ugte Miene machte. Im siebenten %S.485 Mond stand die Prinzessin gerade im Hof vor einem %S.485 R"ohrbrunnen und lie"s ein Glas vollaufen, da kam ein %S.485 Wagen mit sechs wei"sen Pferden und ganz silbernen %S.485 Leuten angefahren, und aus dem Wagen stieg ein Prinz, %S.485 so sch"on, da"s sie ihr Lebtag keinen sch"onern gesehen %S.485 hatte, und bat sie um ein Glas Wasser. Und wie sie ihm %S.485 das reichte, das sie in der Hand hielt, umfa"ste er sie und %S.485 hob sie in den Wagen, und dann ging's wieder zum Tor %S.485 hinaus, "uber das Feld nach dem Teich zu. %S.485 \begin{verse} >>Ade, du Fr"aulein traut, \\ %S.485 fahr hin, du sch"one Walfischbraut!<< %S.485 \end{verse} Die K"onigin stand am Fenster und sah den Wagen noch %S.485 in der Ferne, und als sie ihre Tochter nicht sah, fiel's ihr %S.485 schwer aufs Herz, und sie rief und suchte nach ihr %S.485 allenthalben; sie war aber nirgends zu h"oren und zu %S.485 sehen. Da war es gewi"s, und sie fing an zu weinen, und %S.485 der K"onig entdeckte ihr nun: ein Walfisch werde sie %S.485 geholt haben, dem hab er sie versprechen m"ussen, und %S.485 darum w"are er immer so traurig gewesen; er wollte sie %S.485 auch tr"osten und sagte ihr von dem gro"sen Reichtum, %S.485 den sie daf"ur bekommen w"urden, die K"onigin wollt aber %S.485 nichts davon wissen und sprach, ihr einziges Kind sei ihr %S.485 lieber gewesen als alle Sch"atze der Welt. W"ahrend der %S.485 Walfischprinz die Prinzessin geraubt, hatten seine Diener %S.485 drei m"achtige S"a"cke in das Schlo"s getragen, die fand %S.485 der K"onig an der T"ur stehen, und als er sie aufmachte, %S.485 waren sie voll sch"oner gro"ser Zahlperlen, so gro"s wie die %S.485 dicksten Erbsen. Da war er auf einmal wieder reich und %S.485 reicher, als er je gewesen; er l"oste seine St"adte und %S.485 Schl"osser ein, aber das Wohlleben fing er nicht wieder %S.485 an, sondern war still und sparsam, und wenn er daran %S.485 dachte, wie es seinen drei lieben T"ochtern bei den wilden %S.485 Tieren ergehen m"ochte, die sie vielleicht schon aufgefressen %S.485 h"atten, verging ihm alle Lust. %S.485 Die K"onigin aber wollt sich gar nicht tr"osten lassen und %S.485 weinte mehr Tr"anen um ihre Tochter, als der Walfisch %S.486 Perlen daf"ur gegeben hatte. Endlich ward's ein wenig %S.486 stiller, und nach einiger Zeit ward sie wieder ganz vergn"ugt, %S.486 denn sie brachte einen sch"onen Knaben zur Welt, %S.486 und weil Gott das Kind so unerwartet geschenkt hatte, %S.486 ward es Reinald das Wunderkind genannt. Der Knabe %S.486 ward gro"s und stark, und die K"onigin erz"ahlte ihm oft %S.486 von seinen drei Schwestern, die in dem Zauberwald von %S.486 drei Tieren gefangengehalten w"urden. Als er sechzehn %S.486 Jahr alt war, verlangte er von dem K"onig R"ustung und %S.486 Schwert, und als er es nun erhalten, wollte er auf Abenteuer %S.486 ausgehen, gesegnete seine Eltern und zog fort. %S.486 Er zog aber geradezu nach dem Zauberwald und hatte %S.486 nichts anders im Sinn, als seine Schwestern zu suchen. %S.486 Anfangs irrte er lange in dem gro"sen Walde herum, ohne %S.486 einem Menschen oder einem Tiere zu begegnen. Nach %S.486 drei Tagen aber sah er vor einer H"ohle eine junge Frau %S.486 sitzen und mit einem jungen B"aren spielen; einen andern, %S.486 ganz jungen, hatte sie auf ihrem Scho"s liegen. Reinald %S.486 dachte, das ist gewi"s meine "alteste Schwester, lie"s sein %S.486 Pferd zur"uck und ging auf sie zu: >>Liebste Schwester, ich %S.486 bin dein Bruder Reinald, und bin gekommen, dich zu %S.486 besuchen.<< Die Prinzessin sah ihn an, und da er ganz %S.486 ihrem Vater glich, zweifelte sie nicht an seinen Worten, %S.486 erschrak und sprach: >>Ach liebster Bruder, eil und lauf %S.486 fort, was du kannst, wenn dir dein Leben lieb ist, kommt %S.486 mein Mann, der B"ar, nach Haus und findet dich, so fri"st %S.486 er dich ohne Barmherzigkeit.<< Reinald aber sprach: >>Ich %S.486 f"urchte mich nicht und weiche auch nicht von dir, bis ich %S.486 wei"s, wie es um dich steht.<< Wie die Prinzessin sah, da"s %S.486 er nicht zu bewegen war, f"uhrte sie ihn in ihre H"ohle, die %S.486 war finster und wie eine B"arenwohnung; auf der einen %S.486 Seite lag ein Haufen Laub und Heu, worauf der Alte und %S.486 seine Jungen schliefen, aber auf der andern Seite stand ein %S.486 pr"achtiges Bett von rotem Zeug mit Gold, das geh"orte %S.486 der Prinzessin. Unter das Bett hie"s sie ihn kriechen und %S.486 reichte ihm etwas hinunter zu essen. Es dauerte nicht %S.487 lang, so kam der B"ar nach Haus: >>Ich wittre, wittre %S.487 Menschenfleisch<<, und wollte seinen di"cken Kopf unter %S.487 das Bett ste"cken. Die Prinzessin aber rief: >>Sei ruhig, wer %S.487 soll hier hineinkommen!<< >>Ich hab ein Pferd im Wald %S.487 gefunden und gefressen<<, brummte er und hatte noch %S.487 eine blutige Schnauze davon, >>dazu geh"ort ein Mensch, %S.487 und den riech ich<<, und wollte wieder unter das Bett. Da %S.487 gab sie ihm einen Fu"stritt in den Leib, da"s er einen %S.487 Burzelbaum machte, auf sein Lager ging, die Tatze ins %S.487 Maul nahm und einschlief. %S.487 Alle sieben Tage war der B"ar in seiner nat"urlichen Gestalt %S.487 und ein sch"oner Prinz und seine H"ohle ein pr"achtiges %S.487 Schlo"s, und die Tiere im Wald waren seine Diener. An %S.487 einem solchen Tage hatte er die Prinzessin abgeholt; %S.487 sch"one junge Frauen kamen ihr vor dem Schlo"s entgegen, %S.487 es war ein herrliches Fest, und sie schlief in Freuden %S.487 ein, aber als sie erwachte, lag sie in einer dunkeln B"arenh"ohle, %S.487 und ihr Gemahl war ein B"ar geworden und %S.487 brummte zu ihren F"u"sen, nur das Bett und alles, was sie %S.487 anger"uhrt hatte, blieb in seinem nat"urlichen Zustand %S.487 unverwandelt. So lebte sie sechs Tage in Leid, aber am %S.487 siebenten ward sie getr"ostet, und da sie nicht alt ward %S.487 und nur der eine Tag ihr zugerechnet wurde, so war sie %S.487 zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte ihrem Gemahl zwei %S.487 Prinzen geboren, die waren auch sechs Tage lang B"aren %S.487 und am siebenten in menschlicher Gestalt. Sie steckte %S.487 sich jedesmal ihr Bettstroh voll von den k"ostlichsten %S.487 Speisen, Kuchen und Fr"uchten, davon lebte sie die ganze %S.487 Woche, und der B"ar war ihr auch gehorsam und tat, was %S.487 sie wollte. %S.487 Als Reinald erwachte, lag er in einem seidenen Bett, %S.487 Diener kamen, ihm aufzuwarten und ihm die reichsten %S.487 Kleider anzutun, denn es war gerade der siebente Tag %S.487 eingefallen. Seine Schwester mit zwei sch"onen Prinzen %S.487 und sein Schwager B"ar traten ein und freuten sich seiner %S.487 Ankunft. Da war alles in Pracht und Herrlichkeit und %S.488 der ganze Tag voll Lust und Freude; am Abend aber %S.488 sagte die Prinzessin: >>Lieber Bruder, nun mach, da"s du %S.488 fortkommst, mit Tagesanbruch nimmt mein Gemahl %S.488 wieder B"arengestalt an, und findet er dich morgen noch %S.488 hier, kann er seiner Natur nicht widerstehen und fri"st %S.488 dich auf.<< Da kam der Prinz B"ar und gab ihm drei %S.488 B"arenhaare und sagte: >>Wenn du in Not bist, so reib %S.488 daran, und ich will dir zu H"ulfe kommen.<< Darauf %S.488 k"u"sten sie sich und nahmen Abschied, und Reinald stieg %S.488 in einen Wagen, mit sechs Rappen bespannt, und fuhr %S.488 fort. So ging's "uber Stock und Stein, bergauf, bergab, %S.488 durch W"usten und W"alder, Horst und He"cke, ohne Ruh %S.488 und Rast, bis gegen Morgen, als der Himmel anfing, grau %S.488 zu werden, da lag Reinald auf einmal auf der Erde, und %S.488 Ro"s und Wagen war verschwunden, und beim Morgenrot %S.488 erblickte er sechs Ameisen, die galoppierten dahin %S.488 und zogen eine Nu"sschale. %S.488 Reinald sah, da"s er noch in dem Zauberwald war, und %S.488 wollte seine zweite Schwester suchen. Wieder drei Tage %S.488 irrte er umsonst in der Einsamkeit, am vierten aber h"orte %S.488 er einen gro"sen Adler daherrauschen, der sich auf ein %S.488 Nest niederlie"s. Reinald stellte sich ins Geb"usch und %S.488 wartete, bis er wieder wegflog, nach sieben Stunden hob %S.488 er sich auch wieder in die H"ohe. Da kam Reinald hervor, %S.488 trat vor den Baum und rief: >>Liebste Schwester, bist du %S.488 droben, so la"s mich deine Stimme h"oren, ich bin Reinald, %S.488 dein Bruder, und bin gekommen, dich zu besuchen!<< %S.488 Da h"orte er es herunterrufen: >>Bist du Reinald, %S.488 mein liebster Bruder, den ich noch nicht gesehen habe, %S.488 so komm herauf zu mir.<< Reinald wollte hinaufklettern, %S.488 aber der Stamm war zu dick und glatt, dreimal versuchte %S.488 er's, aber umsonst, da fiel eine seidene Strickleiter hinab, %S.488 auf der stieg er bald zu dem Adlernest, das war stark und %S.488 fest wie eine Altane auf einer Linde. Seine Schwester sa"s %S.488 unter einem Thronhimmel von rosenfarbener Seide, und %S.488 auf ihrem Scho"s lag ein Adlerei, das hielt sie warm und %S.489 wollt es ausbr"uten. Sie k"u"sten sich und freuten sich, aber %S.489 nach einer Weile sprach die Prinzessin: >>Nun eil, liebster %S.489 Bruder, da"s du fortkommst, sieht dich der Adler, mein %S.489 Gemahl, so hackt er dir die Augen aus und fri"st dir das %S.489 Herz ab, wie er dreien deiner Diener getan, die dich im %S.489 Walde suchten.<< Reinald sagte: >>Nein, ich bleibe hier, %S.489 bis dein Gemahl verwandelt wird.<< >>Das geschieht erst %S.489 in sechs Wochen, doch wenn du es aushalten kannst, %S.489 steck dich in den Baum, der inwendig hohl ist, ich will %S.489 dir alle Tage Essen hinunterreichen.<< Reinald kroch in %S.489 den Baum, die Prinzessin lie"s ihm alle Tage Essen hinunter, %S.489 und wenn der Adler wegflog, kam er herauf zu ihr. %S.489 Nach sechs Wochen geschah die Umwandlung, da %S.489 erwachte Reinald wieder in einem Bett wie bei seinem %S.489 Schwager B"ar, nur da"s alles noch pr"achtiger war, und er %S.489 lebte sieben Tage bei dem Adlerprinz in aller Freude. Am %S.489 siebenten Abend nahmen sie Abschied, der Adler gab %S.489 ihm drei Adlerfedern und sprach: >>Wenn du in Not bist, %S.489 so reib daran, und ich will dir zu H"ulfe kommen.<< Dann %S.489 gab er ihm Diener mit, ihm den Weg zu zeigen, als aber %S.489 der Morgen kam, waren sie auf einmal fort und Reinald %S.489 in einer furchtbaren Wildnis auf einer hohen Felsenwand %S.489 allein. %S.489 Reinald blickte um sich her, da sah er in der Ferne den %S.489 Spiegel einer gro"sen See, auf dem eben die ersten Sonnenstrahlen %S.489 gl"anzten. Er dachte an seine dritte Schwester, %S.489 und da"s sie dort sein werde. Da fing er an hinabzusteigen %S.489 und arbeitete sich durch die B"usche und zwischen %S.489 den Felsen durch; drei Tage verbrachte er damit und %S.489 verlor oft den See aus den Augen, aber am vierten %S.489 Morgen gelangte er hin. Er stellte sich an das Ufer und %S.489 rief: >>Liebste Schwester, bist du darin, so la"s mich deine %S.489 Stimme h"oren, ich bin Reinald, dein Bruder, und bin %S.489 gekommen, dich zu besuchen<<; aber es antwortete niemand, %S.489 und war alles ganz still. Er br"oselte Brotkrumen %S.489 ins Wasser und sprach zu den Fischen: >>Ihr lieben %S.490 Fische, geht hin zu meiner Schwester und sagt ihr, da"s %S.490 Reinald das Wunderkind da ist und zu ihr will.<< Aber die %S.490 rotgefleckten Forellen schnappten das Brot auf und h"orten %S.490 nicht auf seine Worte. Da sah er einen Nachen, %S.490 alsbald warf er seine R"ustung ab und behielt nur sein %S.490 blankes Schwert in der Hand, sprang in das Schiff und %S.490 ruderte fort. So war er lang geschwommen, als er einen %S.490 Schornstein von Bergkristall "uber dem Wasser ragen sah, %S.490 aus dem ein angenehmer Geruch hervorstieg. Reinald %S.490 ruderte darauf hin und dachte, da unten wohnt gewi"s %S.490 meine Schwester, dann setzte er sich in den Schornstein %S.490 und rutsche hinab. Die Prinzessin erschrak recht, als sie %S.490 auf einmal ein Paar Menschenbeine im Schornstein zappeln %S.490 sah, bald kam ein ganzer Mann herunter und gab %S.490 sich als ihren Bruder zu erkennen. Da freute sie sich von %S.490 Herzen, dann aber ward sie betr"ubt und sagte: >>Der %S.490 Walfisch hat geh"ort, da"s du mich aufsuchen willst, und %S.490 hat geklagt, wenn du k"amst und er sei Walfisch, k"onne er %S.490 seiner Begierde, dich zu fressen, nicht widerstehen und %S.490 w"urde mein kristallenes Haus zerbrechen, und dann %S.490 w"urde ich auch in den Wasserfluten umkommen.<< %S.490 >>Kannst du mich nicht so lang verbergen, bis die Zeit %S.490 kommt, wo der Zauber vorbei ist?<< >>Ach nein, wie sollte %S.490 das gehen, siehst du nicht, die W"ande sind alle von %S.490 Kristall und ganz durchsichtig<<, doch sann sie und sann, %S.490 endlich fiel ihr die Holzkammer ein, da legte sie das Holz %S.490 so k"unstlich, da"s von au"sen nichts zu sehen war, und %S.490 dahinein versteckte sie das Wunderkind. Bald darauf %S.490 kam der Walfisch, und die Prinzessin zitterte wie Espenlaub, %S.490 er schwamm ein paarmal um das Kristallhaus, und %S.490 als er ein St"uckchen von Reinalds Kleid aus dem Holz %S.490 hervorgu"cken sah, schlug er mit dem Schwanz, %S.490 schnaubte gewaltig, und wenn er mehr gesehen, h"atte er %S.490 gewi"s das Haus eingeschlagen. Jeden Tag kam er einmal %S.490 und schwamm darum, bis endlich im siebenten Monat %S.490 der Zauber aufh"orte. Da befand sich Reinald in einem %S.491 Schlo"s, das an Pracht gar des Adlers seines "ubertraf und %S.491 mitten auf einer sch"onen Insel stand; nun lebte er einen %S.491 ganzen Monat mit seiner Schwester und Schwager in aller %S.491 Lust, als der aber zu Ende war, gab ihm der Walfisch drei %S.491 Schuppen und sprach: >>Wenn du in Not bist, so reib %S.491 daran, und ich will dir zu H"ulfe kommen<<, und lie"s ihn %S.491 wieder ans Ufer fahren, wo er noch seine R"ustung %S.491 fand. %S.491 Das Wunderkind zog darauf sieben Tage in der Wildnis %S.491 weiter, und sieben N"achte schlief es unter freiem Himmel, %S.491 da erblickte es ein Schlo"s mit einem Stahltor und %S.491 einem m"achtigen Schlo"s daran. Vorn aber ging ein %S.491 schwarzer Stier mit funkelnden Augen und bewachte den %S.491 Eingang. Reinald ging auf ihn los und gab ihm auf den %S.491 Hals einen gewaltigen Streich, aber der Hals war von %S.491 Stahl, und das Schwert zerbrach darauf, als w"are es Glas. %S.491 Er wollte seine Lanze brauchen, aber die zerknickte wie %S.491 ein Strohhalm, und der Stier fa"ste ihn mit den H"ornern %S.491 und warf ihn in die Luft, da"s er auf den "Asten eines %S.491 Baums h"angenblieb. Da besann sich Reinald in der Not %S.491 auf die drei B"arenhaare, rieb sie in der Hand, und in dem %S.491 Augenblick kam ein B"ar dahergetrabt, k"ampfte mit dem %S.491 Stier und zerri"s ihn. Aber aus dem Bauch des Stiers flog %S.491 ein Entvogel in die H"ohe und eilig weiter; da rieb %S.491 Reinald die drei Adlerfedern, alsbald kam ein m"achtiger %S.491 Adler durch die Luft und verfolgte den Vogel, der gerade %S.491 nach einem Weiher floh, scho"s auf ihn herab und zerfleischte %S.491 ihn; aber Reinald hatte gesehen, wie er noch ein %S.491 goldnes Ei hatte ins Wasser fallen lassen. Da rieb er die %S.491 drei Fischschuppen in der Hand, gleich kam ein Walfisch %S.491 geschwommen, verschluckte das Ei und spie es ans Land. %S.491 Reinald nahm es und schlug es mit einem Stein auf, da lag %S.491 ein kleiner Schl"ussel darin, und das war der Schl"ussel, der %S.491 die Stahlt"ur "offnete. Und wie er sie nur damit ber"uhrte, %S.491 sprang sie von selber auf, und er trat ein, und vor den %S.491 andern T"uren schoben sich die Riegel von selber zur"uck, %S.492 und durch ihrer sieben trat er in sieben pr"achtige hellerleuchtete %S.492 Kammern, und in der letzten Kammer lag eine %S.492 Jungfrau auf einem Bett und schlief. Die Jungfrau war %S.492 aber so sch"on, da"s er ganz geblendet davon ward, er %S.492 wollte sie aufwe"cken, das war aber vergebens, sie schlief %S.492 so fest, als w"are sie tot. Da schlug er vor Zorn auf eine %S.492 schwarze Tafel, die neben dem Bett stand; in dem %S.492 Augenblick erwachte die Jungfrau, fiel aber gleich wieder %S.492 in den Schlaf zur"uck, da nahm er die Tafel und warf sie %S.492 auf den steinernen Boden, da"s sie in tausend St"u"cken %S.492 zersprang. Kaum war das geschehen, so schlug die Jungfrau %S.492 die Augen hell auf, und der Zauber war gel"ost. Sie %S.492 war aber die Schwester von den drei Schw"agern Reinalds, %S.492 und weil sie einem gottlosen Zauberer ihre Liebe versagt, %S.492 hatte er sie in den Todesschlaf gesenkt und ihre Br"uder in %S.492 Tiere verwandelt, und das sollte so lang w"ahren, als die %S.492 schwarze Tafel unversehrt blieb. %S.492 Reinald f"uhrte die Jungfrau heraus, und wie er vor das %S.492 Tor kam, da ritten von drei Seiten seine Schw"ager heran %S.492 und waren nun erl"ost, und mit ihnen ihre Frauen und %S.492 Kinder, und die Adlerbraut hatte das Ei ausgebr"utet und %S.492 ein sch"ones Fr"aulein auf dem Arm; da zogen sie alle zu %S.492 dem alten K"onig und der alten K"onigin, und das Wunderkind %S.492 brachte seine drei Schwestern mit nach Haus, %S.492 und bald verm"ahlte es sich mit der sch"onen Jungfrau; da %S.492 war Freude und Lust in allen E"cken; und die Katz l"auft %S.492 nach Haus, mein M"archen ist aus. %S.492