% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 18. Februar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \anhangmaerchen{Anhang Nr.\,9: Blaubart} \markright{ANH 09: Blaubart} In einem Walde lebte ein Mann, der hatte drei S"ohne und %S.465 eine sch"one Tochter. Einmal kam ein goldener Wagen %S.465 mit sechs Pferden und einer Menge Bedienten angefahren, %S.465 hielt vor dem Haus still, und ein K"onig stieg aus und %S.465 bat den Mann, er m"ochte ihm seine Tochter zur Gemahlin %S.465 geben. Der Mann war froh, da"s seiner Tochter ein %S.465 solches Gl"uck widerfuhr, und sagte gleich ja; es war auch %S.465 an dem Freier gar nichts auszusetzen, als da"s er einen %S.465 ganz blauen Bart hatte, so da"s man einen kleinen Schre"cken %S.465 kriegte, sooft man ihn ansah. Das M"adchen erschrak %S.465 auch anfangs davor und scheute sich, ihn zu heiraten, %S.465 aber auf Zureden ihres Vaters willigte es endlich ein. %S.465 Doch weil es so eine Angst f"uhlte, ging es erst zu seinen %S.465 drei Br"udern, nahm sie allein und sagte: >>Liebe Br"uder, %S.465 wenn ihr mich schreien h"ort, wo ihr auch seid, so la"st %S.465 alles stehen und liegen und kommt mir zu H"ulfe.<< Das %S.465 versprachen ihm die Br"uder und k"u"sten es. >>Leb wohl, %S.465 liebe Schwester, wenn wir deine Stimme h"oren, springen %S.465 wir auf unsere Pferde und sind bald bei dir.<< Darauf %S.465 setzte es sich in den Wagen zu dem Blaubart und fuhr mit %S.465 ihm fort. Wie es in sein Schlo"s kam, war alles pr"achtig, %S.465 und was die K"onigin nur w"unschte, das geschah, und sie %S.465 w"aren recht gl"ucklich gewesen, wenn sie sich nur an den %S.465 blauen Bart des K"onigs h"atte gew"ohnen k"onnen, aber %S.465 immer, wenn sie den sah, erschrak sie innerlich davor. %S.465 Nachdem das einige Zeit gew"ahrt, sprach er: >>Ich mu"s %S.465 eine gro"se Reise machen, da hast du die Schl"ussel zu dem %S.465 ganzen Schlo"s, du kannst "uberall aufschlie"sen und alles %S.465 besehen, nur die Kammer, wozu dieser kleine goldene %S.465 Schl"ussel geh"ort, verbiet ich dir; schlie"st du die auf, so ist %S.465 dein Leben verfallen.<< Sie nahm die Schl"ussel, versprach %S.465 ihm zu gehorchen, und als er fort war, schlo"s sie nacheinander %S.465 die T"uren auf und sah so viel Reicht"umer und %S.466 Herrlichkeiten, da"s sie meinte, aus der ganzen Welt %S.466 w"aren sie hier zusammengebracht. Es war nun nichts %S.466 mehr "ubrig als die verbotene Kammer, der Schl"ussel war %S.466 von Gold, da gedachte sie, in dieser ist vielleicht das %S.466 Allerkostbarste verschlossen; die Neugierde fing an, sie %S.466 zu plagen, und sie h"atte lieber all das andere nicht %S.466 gesehen, wenn sie nur gewu"st, was in dieser w"are. Eine %S.466 Zeitlang widerstand sie der Begierde, zuletzt aber ward %S.466 diese so m"achtig, da"s sie den Schl"ussel nahm und zu der %S.466 Kammer hinging: >>Wer wird es sehen, da"s ich sie "offne<<, %S.466 sagte sie zu sich selbst, >>ich will auch nur einen Blick %S.466 hineintun.<< Da schlo"s sie auf, und wie die T"ure aufging, %S.466 schwomm ihr ein Strom Blut entgegen, und an den %S.466 W"anden herum sah sie tote Weiber h"angen, und von %S.466 einigen waren nur die Gerippe noch "ubrig. Sie erschrak %S.466 so heftig, da"s sie die T"ure gleich wieder zuschlug, aber %S.466 der Schl"ussel sprang dabei heraus und fiel in das Blut. %S.466 Geschwind hob sie ihn auf und wollte das Blut abwischen, %S.466 aber es war umsonst, wenn sie es auf der einen %S.466 Seite abgewischt, kam es auf der andern wieder zum %S.466 Vorschein; sie setzte sich den ganzen Tag hin und rieb %S.466 daran und versuchte alles m"ogliche, aber es half nichts, %S.466 die Blutfle"cken waren nicht herabzubringen; endlich am %S.466 Abend legte sie ihn ins Heu, das sollte in der Nacht das %S.466 Blut ausziehen. Am andern Tag kam der Blaubart %S.466 zur"uck, und das erste war, da"s er die Schl"ussel von ihr %S.466 forderte; ihr Herz schlug, sie brachte die andern und %S.466 hoffte, er werde es nicht bemerken, da"s der goldene %S.466 fehlte. Er aber z"ahlte sie alle, und wie er fertig war, sagte %S.466 er: >>Wo ist der zu der heimlichen Kammer?<< Dabei sah %S.466 er ihr in das Gesicht. Sie ward blutrot und antwortete: %S.466 >>Er liegt oben, ich habe ihn verlegt, morgen will ich ihn %S.466 suchen.<< >>Geh lieber gleich, liebe Frau, ich werde ihn %S.466 noch heute brauchen.<< >>Ach ich will dir's nur sagen, ich %S.466 habe ihn im Heu verloren, da mu"s ich erst suchen.<< >>Du %S.466 hast ihn nicht verloren<<, sagte der Blaubart zornig, >>du %S.467 hast ihn dahin gesteckt, damit die Blutfle"cken herausziehen %S.467 sollen, denn du hast mein Gebot "ubertreten und bist %S.467 in der Kammer gewesen, aber jetzt sollst du hinein, wenn %S.467 du auch nicht willst.<< Da mu"ste sie den Schl"ussel holen, %S.467 der war noch voller Blutfle"cken. >>Nun bereite dich zum %S.467 Tode, du sollst noch heute sterben<<, sagte der Blaubart, %S.467 holte sein gro"ses Messer und f"uhrte sie auf den Hausehrn. %S.467 >>La"s mich nur noch vor meinem Tod mein Gebet %S.467 tun<<, sagte sie. >>So geh, aber eil dich, denn ich habe %S.467 keine Zeit lang zu warten.<< Da lief sie die Treppe hinauf %S.467 und rief, so laut sie konnte, zum Fenster hinaus: >>Br"uder, %S.467 meine lieben Br"uder, kommt, helft mir!<< Die Br"uder %S.467 sa"sen im Wald beim k"uhlen Wein, da sprach der j"ungste: %S.467 >>Mir ist, als h"att ich unserer Schwester Stimme geh"ort; %S.467 auf! wir m"ussen ihr zu H"ulfe eilen!<< Da sprangen sie auf %S.467 ihre Pferde und ritten, als w"aren sie der Sturmwind. Ihre %S.467 Schwester aber lag in Angst auf den Knieen; da rief der %S.467 Blaubart unten: >>Nun, bist du bald fertig?<< Dabei h"orte %S.467 sie, wie er auf der untersten Stufe sein Messer wetzte; sie %S.467 sah hinaus, aber sie sah nichts als von Ferne einen Staub, %S.467 als k"am eine Herde gezogen. Da schrie sie noch einmal: %S.467 >>Br"uder, meine lieben Br"uder! kommt, helft mir!<< Und %S.467 ihre Angst ward immer gr"o"ser. Der Blaubart aber rief: %S.467 >>Wenn du nicht bald kommst, so hol ich dich, mein %S.467 Messer ist gewetzt!<< Da sah sie wieder hinaus und sah %S.467 ihre drei Br"uder durch das Feld reiten, als fl"ogen sie wie %S.467 V"ogel in der Luft, da schrie sie zum drittenmal in der %S.467 h"ochsten Not und aus allen Kr"aften: >>Br"uder, meine %S.467 lieben Br"uder! kommt, helft mir!<< Und der j"ungste war %S.467 schon so nah, da"s sie seine Stimme h"orte: >>Tr"oste dich, %S.467 liebe Schwester, noch einen Augenblick, so sind wir bei %S.467 dir!<< Der Blaubart aber rief: >>Nun ist's genug gebetet, %S.467 ich will nicht l"anger warten, kommst du nicht, so hol ich %S.467 dich!<< >>Ach! nur noch f"ur meine drei lieben Br"uder la"s %S.467 mich beten.<< Er h"orte aber nicht, kam die Treppe heraufgegangen %S.467 und zog sie hinunter, und eben hatte er sie an %S.468 den Haaren gefa"st und wollte ihr das Messer in das Herz %S.468 sto"sen, da schlugen die drei Br"uder an die Haust"ure, %S.468 drangen herein und rissen sie ihm aus der Hand, dann %S.468 zogen sie ihre S"abel und hieben ihn nieder. Da ward er in %S.468 die Blutkammer aufgeh"angt zu den andern Weibern, die %S.468 er get"otet, die Br"uder aber nahmen ihre liebste Schwester %S.468 mit nach Haus, und alle Reicht"umer des Blaubarts geh"orten ihr. %S.468